Zusammenfassung
Nicht-suizidales Selbstverletzendes Verhalten (NSSV) und Essstörungen treten im klinischen Alltag häufig gemeinsam auf, wie auch die hohen Prävalenzzahlen zu diesem Überschneidungsbereich aus epidemiologischen Studien eindrucksvoll untermauern. Vor diesem Hintergrund ist eine Beschäftigung mit gemeinsamen Motiven bei NSSV und Essstörungen sinnvoll, vor allem in Hinblick auf die (Weiter-)Entwicklung psychotherapeutischer Interventionen. Die aktuelle Literatur zeigt auf, dass sich viele gemeinsame Motive (wie z. B. Selbstbestrafung) identifizieren lassen, wenngleich dennoch eine differenzierte Betrachtung angezeigt scheint, da sich die Funktionen in manchen Bereichen auch unterscheiden können. Psychotherapeutische Interventionen sollten neben einer klar strukturierten Hierarchisierung von Therapiezielen den Umgang mit aversiven Emotionen beinhalten. Im Hinblick auf das Senken von Schwellen zur Inanspruchnahme therapeutischer Hilfen sind in diesem Bereich auch die Evaluation und der Ausbau von Online-Angeboten anzustreben.