Adipositas in jungen Jahren lässt Pankreaskarzinomrisiko steigen

Ein möglicherweise unterschätzter Risikofaktor für die Entwicklung eines Pankreaskarzinoms ist US-Forschern zufolge ein hoher BMI bereits im mittleren Lebensalter. Das Team rechnet angesichts der aktuellen Adipositasepidemie mit einem deutlichen Zuwachs der Erkrankungsraten in den kommenden Jahrzehnten. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Als einer der Hauptrisikofaktoren für Bauchspeicheldrüsenkrebs wird heute das Rauchen angesehen. Doch obwohl immer weniger Menschen diesem Laster frönen, nimmt die Inzidenz des Pankreaskarzinoms stetig zu; in den USA betrug der Anstieg zwischen 2000 und 2015 immerhin 15%. US-Forschern zufolge könnte diese Entwicklung zumindest teilweise mit dem deutlich steigenden Anteil an Übergewichtigen in der Bevölkerung zusammenhängen, wobei hier offenbar besonders die bereits im mittleren Lebensalter angesammelten Pfunde zu Buche schlagen. Anteil der Pankreaskarzinome durch Adipositas in Zukunft verdoppelt? Auf der Grundlage epidemiologischer Daten gehen Dr. Eric J. Jacobs, Mitglied der American Cancer Society, und sein Team davon aus, dass bei den jetzt 45 bis 49 Jahre alten US-Amerikanern 28% der für diese Altersgruppe erwarteten Pankreaskarzinom-Todesfälle auf eine Adipositas zurückgeführt werden müssten. Das entspräche einem doppelt so hohen Anteil wie beispielsweise bei Patienten des Jahrgangs 1930; diese seien in ihren mittleren Jahren durchschnittlich deutlich schlanker gewesen. Die Zahlen, auf die sich Jacobs und Kollegen beziehen, stammen aus der Cancer Prevention Study-II. Hieraus hatten sich die Forscher die Daten von 963.317 Teilnehmern herausgesucht, die bei Einschluss im Jahr 1982 zwischen 30 und 89 Jahre alt gewesen waren. Von diesen waren bis zum Studienende im Jahr 2014 insgesamt 8354 an einem Pankreaskarzinom gestorben. Mortalitätsanstieg um 25% pro fünf BMI-Einheiten Die BMI-Messung war jeweils einmal am Studienanfang erfolgt. Wie die Forscher zeigen konnten, stieg die mit der Krebserkrankung assoziierte Mortalität bei denjenigen, die zum Zeitpunkt der Messung unter 50 Jahre alt waren, mit jeder BMI-Erhöhung um fünf Punkte um 25%; bei denjenigen, die zu Studienbeginn bereits 70 Jahre oder mehr zählten, betrug der entsprechende Anstieg 13% pro fünf BMI-Einheiten. Dies hänge, wie Jacobs et al. betonen, nicht etwa damit zusammen, dass die älteren Teilnehmer über kürzere Zeit nachbeobachtet wurden und in höherem Alter starben. Tatsächlich änderte sich wenig an den Ereignisraten, wenn man sowohl das erreichte Alter als auch die Nachbeobachtungsdauer berücksichtigte. Die Forscher folgern aus diesen Ergebnissen, dass der BMI-Wert im mittleren Lebensalter stärker mit dem Risiko eines Pankreaskarzinoms assoziiert ist als der BMI in höherem Alter. Adipositas gilt, neben dem Rauchen, als etablierter Risikofaktor für die Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Darüber hinaus gilt, dass die Menschen in den USA bei Erreichen des 45. Lebensjahrs in den letzten Jahrzehnten tendenziell immer übergewichtiger geworden sind. "Pankreaskarzinomrate wird deutlich in die Höhe gehen" Für die Geburtsjahrgänge 1970 bis 1974 gehen die Forscher von einer um relative 39% erhöhten Pankreaskarzinomsterblichkeit aus – verglichen mit einer idealen Kohorte, in der niemand übergewichtig oder adipös ist. „Die hohe Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bereits im mittleren Alter wird bei Menschen dieser Jahrgänge in den nächsten Jahrzehnten die Pankreaskarzinomraten deutlich in die Höhe treiben“, warnen die Epidemiologen aus Atlanta im US-Bundesstaat Georgia. Die vorliegende Analyse ist die bislang größte, die zu diesem Thema durchgeführt wurde. Zwar müssten die Ergebnisse noch durch weitere Forschungsarbeiten bestätigt werden, so Jacobs et al. Aus physiologischer Sicht seien sie jedoch plausibel: So könne Fettgewebe, welches sich bereits in jüngeren Jahren angesammelt habe, über einen längeren Zeitraum zur Karzinogenese beitragen. In den USA wird das mittlere Alter bei Diagnose eines Pankreaskarzinoms mit 70 Jahren angegeben. In jedem Fall, so die Forscher, unterstützten die Studienergebnisse die Bedeutung von Maßnahmen zur Gewichtskontrolle bereits in jungen Jahren. Das Wichtigste in Kürze Frage: Hängt die Zunahme der Pankreaskarzinomraten in den USA mit dem Trend zum Übergewicht bereits im jüngeren Lebensalter zusammen? Antwort: In einer epidemiologischen Studie war ein BMI von mindestens 25, der bereits vor dem 50. Lebensjahr erreicht wurde, mit einem deutlich erhöhten Pankreaskarzinomrisiko verbunden. Bedeutung: Der BMI-Wert im mittleren Lebensalter ist offenbar stärker mit dem Risiko eines Pankreaskarzinoms assoziiert als der BMI in höherem Alter. Einschränkung: Kohortenstudie mit Verzerrungsrisiko. Der BMI wurde pro Teilnehmer lediglich einmal zu Studienbeginn gemessen.

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