Erschienen in:
31.05.2022 | Pseudarthrosen | Leitthema
Periprothetische Tibiafraktur
verfasst von:
Dr. med. Michael Kremer, Yves Gramlich, Reinhard Hoffmann
Erschienen in:
Knie Journal
|
Ausgabe 3/2022
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Periprothetische Tibiafrakturen sind eine seltene, aber zunehmende Komplikation nach Implantation einer Knieendoprothese. Nur ca. 15 % aller periprothetischen Frakturen betreffen die Tibia. Die Klassifikation nach Felix stellt bis heute die Grundlage der Behandlung dar. Die Einteilung unterscheidet nach Lokalisation der Fraktur in Bezug zur einliegenden Prothese (Typ 1 Tibiaplateau, Typ 2 im Bereich des Schaftes, Typ 3 distal der Prothese, Typ 4 im Bereich der Tuberositats tibiae). Wesentlich ist die Unterscheidung des Subtyps (A feste Prothese, B gelockerte Prothese, C intraoperativ). Gerade bei den Subtyp-C-Frakturen ist eine hohe Dunkelziffer wahrscheinlich. Bei stabiler Prothese ist zumeist die osteosynthetische Versorgung zu empfehlen. Hier kommen sowohl Schrauben‑, Platten- oder Nagelosteosynthesen infrage. Bei gelockertem Implantat ist meist der Wechsel auf eine modulare Revisionsprothese (mit metallischer oder knöcherner Augmentation) notwendig.
Ergebnisse
Es liegen wenige methodisch hochwertige Publikationen vor. Problematisch sind vor allem kleine Fallzahlen und vorwiegend retrospektive Analysen. In letzter Zeit ist eine zunehmende wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema zu verzeichnen.
Schlussfolgerung
Die Therapie der periprothetischen Tibiafraktur zeigt hohe Komplikationsraten, die mit der Invasivität des Eingriffs steigen. Während bei der Osteosynthese v. a. häufig Folgeeingriffe aufgrund von Pseudarthrosen sowie verlängerte Einschränkungen der Belastbarkeit zu verzeichnen sind, werden beim Prothesenwechsel hohe Infektraten (v. a. bei Megaprothesen) berichtet. Die Behandlung periprothetischer Tibiafrakturen sollte in Zentren erfolgen, die sowohl die Möglichkeiten und Expertise zur Osteosynthese als auch zur Revisionsendoprothetik mit modularen Implantaten vorhalten.