So lässt sich eine PTSD nach Missbrauchserfahrung wirksam behandeln

Sowohl dialektische Verhaltens- als auch kognitive Verarbeitungstherapie führen zu signifikanten Verbesserungen bei Frauen mit PTSD nach Missbrauch in der Kindheit. Erstere ist jedoch erfolgversprechender. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Missbrauchserfahrungen in der Kindheit erhöhen die Wahrscheinlichkeit späterer psychischer Probleme, besonders für posttraumatische Belastungs- und Borderline-Persönlichkeitsstörungen, oft beides gleichzeitig. Forscher der Universität Heidelberg untersuchten jetzt, welche Behandlung betroffenen Frauen am besten hilft. Ihr Ergebnis: Die dialektische Verhaltenstherapie erzielte größere Verbesserungen als die kognitive Verarbeitungstherapie. Die dialektische Verhaltenstherapie unterstützt Patienten dabei, ihr inneres Gleichgewicht zu finden, etwa durch das Erlernen von Selbstkontrolle und zwischenmenschlichen Fertigkeiten. Bei der kognitiven Verarbeitungstherapie geht es mehr um das emotionale Durcharbeiten des Traumas, um dadurch entstandene negative Überzeugungen zu neutralisieren. Höhere Genesungsrate Beide Behandlungen waren in der aktuellen Studie effektiv: Die dialektische Verhaltenstherapie erzielte bei 58% der Teilnehmerinnen eine Remission der Symptome, während es bei der kognitiven Verarbeitungstherapie 41% waren. Das entspricht einem starken Effekt in beiden Fällen (Effektgröße d: 1,35 vs. 0,98) und einer kleinen, aber signifikanten Überlegenheit der dialektischen Verhaltenstherapie. Bei dieser waren vorzeitige Abbrüche weniger wahrscheinlich (26% vs. 39%), dafür zeigten sich häufiger bleibende Verbesserungen (75% vs. 56%) und Genesung (57% vs. 39%). Die Forscher um Dr. Martin Bohus von der Universität Heidelberg randomisierten für die Studie 193 Frauen mit PTSD, die mit sexuellem oder körperlichem Missbrauch im Kindesalter in Zusammenhang stand. Zusätzlich erfüllten die Teilnehmerinnen mindestens drei Kriterien für eine Borderline-Persönlichkeitsstörung. Sie waren im Schnitt 36 Jahre alt und erhielten bis zu 45 Einzelsitzungen der ihnen zugeteilten Therapie pro Jahr. Die Nachbeobachtungszeit betrug 15 Monate. Mithilfe des CAPS-5-Scores für posttraumatische Belastungsstörungen wurde gemessen, wie sehr sich ihr Zustand anschließend verbessert hatte. Gilt das auch für weitere Patientengruppen? Eine mögliche Ursache für das schlechtere Abschneiden der kognitiven Verarbeitungstherapie könnte die relativ hohe Abbrecherquote in den ersten drei Monaten sein, so Bohus et al. Möglicherweise sei die dialektische Verhaltenstherapie besser auf die klinischen Merkmale der Patientinnen wie etwa affektive Instabilität zugeschnitten. „Die Ergebnisse zeigen, dass auch schwere Formen von mit Kindesmissbrauch assoziierter PTSD, die mehrere gleichzeitig auftretende psychische Störungen und Emotionsdysregulation umfassen, wirksam behandelt werden können“, resümieren die Forscher. Zukünftige Studien seien erforderlich, um zu testen, ob das auch für andere Patientengruppen als erwachsene Frauen gelte. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist dialektische Verhaltenstherapie der kognitiven Verarbeitungstherapie bei PTSD nach Missbrauch in der Kindheit überlegen? Antwort: Beide Behandlungen führten zu signifikanten Verbesserungen, wobei die Remission der Symptome unter dialektischer Verhaltenstherapie stärker war. Bedeutung: Die potenzielle Überlegenheit der dialektischen Verhaltenstherapie sollte auch für andere Patientengruppen geprüft werden. Einschränkung: Loyalitätseffekte können nicht vollständig ausgeschlossen werden.

Springer Medizin

So lässt sich eine PTSD nach Missbrauchserfahrung wirksam behandeln

Weiterführende Themen

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen