Präeklampsie-Prophylaxe: Wann wieder absetzen?

Tägliche ASS-Gabe reduziert das Auftreten früher Präeklampsie, kann jedoch das Blutungsrisiko erhöhen. Möglicherweise lässt sich die Einnahmedauer bei bestimmten Schwangeren ohne Nachteile verkürzen, zeigt eine randomisierte Studie. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Präeklampsierate ist in den vergangenen Jahrzehnten weltweit gestiegen. Die tägliche Einnahme von niedrigdosiertem ASS kann das Auftreten früher Präeklampsie bei Hochrisikoschwangeren reduzieren. In vielen Leitlinien wird das Absetzen vor Beginn der Wehen empfohlen, wenn das Blutungsrisiko am höchsten ist. Spanische Daten weisen jetzt darauf hin, dass die Prophylaxe bereits früher beendet werden könnte, jedenfalls wenn der Quotient aus sFlt-1 (soluble FMS-like Tyrokinase-1) und PIGF (Placental Growth Factor) zu diesem Zeitpunkt im Normbereich liegt. In die offene, randomisierte Phase-III-Studie wurden 936 Schwangere aus neun spanischen Entbindungskliniken einbezogen. Sie hatten ein hohes Präeklampsierisiko beim Ersttrimester-Screening und erhielten deshalb täglich 150 mg ASS. In der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche (SSW) lag ihr sFlt-1:PlGF-Verhältnis bei maximal 38, sodass zu diesem Zeitpunkt kein erhöhtes Präeklampsie-Risiko mehr vorlag. Dr. Manel Mendoza von der Universität Autònoma de Barcelona und sein Team teilten sie randomisiert einer Interventions- (Absetzen von ASS in der 24.–28. SSW) oder Kontrollgruppe (Fortsetzung bis zur 36. SSW) zu. Die Nachbeobachtungszeit dauerte jeweils bis zur Entbindung. Kürzere Prophylaxe nicht unterlegen Nichtunterlegenheit galt als erfüllt, wenn die Obergrenze des 95%-Konfidenzintervalls für den Unterschied in der Inzidenz früher Präeklampsie zwischen Absetzen und Fortsetzen von ASS unter 1,9 Prozentpunkten lag. Mit einer entsprechenden Inzidenz von 1,48% vs. 1,73% (Differenz aus Sicht der Intervention –0,25 Prozentpunkte; KI −1,86 bis 1,36 Prozentpunkte) in der Interventions- gegenüber der Kontrollgruppe war das frühere Absetzen der ASS-Therapie ihrem Fortsetzen nicht unterlegen. Auch die Rate von unerwünschten Komplikationen in der 37. SSW oder später unterschied sich nicht signifikant zwischen den Gruppen (13,3% vs. 18,4%). In der Gruppe, die ASS früher absetzte, gab es signifikant weniger mildere Blutungsereignisse (7,6% vs. 12,3%), während sich die Inzidenz schwerer Blutungen nicht signifikant unterschied. Die Teilnehmerinnen waren im Durchschnitt gut 32 Jahre alt. Bessere Prognose durch sorgfältige Vorauswahl? Mendoza et al. empfehlen, die ASS-Therapie nicht bei allen Schwangeren mit anfangs erhöhtem Präeklampsie-Risiko bis zur 36. SSW fortzusetzen, sondern nur bei denjenigen, die weiterhin ein hohes Risiko dafür haben. Sie plädieren allerdings für weitere Studien mit anderen Populationen, um die Ergebnisse zu überprüfen. „Die Studienautoren betonen das Potenzial multimodaler Strategien für die Risikobewertung und das Management von Frauen mit hohem Präeklampsierisiko, um schwere Schwangerschaftskomplikationen zu reduzieren“, schreiben Dr. Ukachi Emeruwa von der University of California in San Diego et al. in einem Begleitkommentar. Sie empfehlen in Betracht zu ziehen, ob der Einbezug molekularer Biomarker die Prognose von Mutter und Kind verbessern würde. Empfehlung der Redaktion Medikamente in Schwangerschaft und Stillzeit – Themenseite Bei der Verschreibung von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit stellt sich immer die Frage nach der Sicherheit. Welche Arzneistoffe können gefahrlos eingesetzt werden – und welche nicht? Diese Themenseite informiert zu problematischen Substanzen, Therapiemöglichkeiten bei bestimmten Erkrankungen und Erkenntnissen aus aktuellen Studien. Das Wichtigste in Kürze Frage: Kann zur Prävention früher Präeklampsie eingenommenes ASS in der 24.–28. SSW bei normalem sFlt-1:PlGF-Verhältnis abgesetzt werden? Antwort: In der randomisierten Studie betrug die Inzidenz früher Präeklampsie 1,48% nach frühem Absetzen und 1,73% in der Kontrollgruppe. Bedeutung: Das Absetzen von ASS in der 24.-28. SSW ist dem Fortsetzen der Therapie bis zur 36. SSW beim Verhindern früher Präeklampsie in dieser Patientengruppe nicht unterlegen. Einschränkung: Die Studie war nicht ausreichend aussagekräftig, um den Effekt des Absetzens von ASS auf seltenere Komplikationen zu beurteilen.

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