Erschienen in:
25.01.2019 | Radioiodtherapie | Originalien
Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit M. Basedow in einem endokrinologischen Zentrum
verfasst von:
T. Penger, A. Albrecht, M. Marx, J. Jüngert, T. Kuwert, Prof. Dr. med. H. G. Dörr
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 7/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Der M. Basedow ist im Kindes- und Jugendalter selten. Die Diagnosekriterien sind klar definiert; die Therapiemodalitäten werden kontrovers diskutiert.
Fragestellung
Retrospektive Analyse von Therapie und Langzeitverlauf der Patienten, die in der endokrinologischen Ambulanz der Kinderklinik des Universitätsklinikums Erlangen zwischen 2000 und 2015 betreut wurden.
Patienten und Methoden
Die Daten von 50 Kindern und Jugendlichen (40 w, 10 m) im Alter von 4,5 bis 17,6 Jahren mit der Diagnose M. Basedow wurden anhand der Krankenakten ausgewertet. Erfasst wurden Anamnese, klinische Symptome, Körpergröße, Gewicht und Laborwerte bei Erstvorstellung sowie bei jeder ambulanten Vorstellung. Ebenso wurden die Dauer bis zum Erreichen der euthyreoten Stoffwechsellage (Remission), der Zeitpunkt des Auslassversuchs, die Dauer der Remission, der Zeitpunkt des Rezidivs und der Zeitpunkt und die Art einer etwaigen endgültigen Therapie erfasst. Körperhöhe und BMI wurden in Standard Deviation Score (SDS) anhand der Referenzen von Kromeyer-Hauschild et al. und das sonographische Volumen der Schilddrüse (SD) in SDS mit den Daten der KiGGS-Studie berechnet.
Ergebnisse (Medianwerte)
Die Diagnose wurde 6 Monate nach Symptombeginn im Alter von 12,4 Jahren gestellt. Serum-TSH (thyreoidstimulierendes Hormon) war supprimiert, die freien Hormone fT3 (freies Trijodthyronin) und fT4 (freies Thyroxin) mit 21,6 pmol/l (Norm: 3,5–8,1) bzw. 48,3 pmol/l (Norm: 7,6–17,7) sowie die TRAK (TSH-Rezeptor-Antikörper) mit 9,4 U/l (Norm <1,5) waren erhöht. Bei Diagnose hatten 28 Patienten ein erhöhtes SD-Volumen (+5,9 SDS); im Verlauf zusätzlich 15. Die Therapie erfolgte primär mit Thiamazol (n = 34) bzw. Carbimazol (n = 16), 18 Pat. bekamen initial einen β‑Blocker. Im Verlauf erhielten 96 % eine duale Therapie (Thyreostatikum plus L‑T4). Der Langzeitverlauf konnte bei 41 Patienten beurteilt werden. Bei 8 Patienten erfolgte unter der Initialtherapie bei massiver Struma eine Thyreoidektomie, bei 33 wurde nach 32 Monaten ein Auslassversuch durchgeführt. Davon blieben 17 in Remission (51 %), und 16 bekamen ein Rezidiv. Unter der medikamentösen Rezidivtherapie wurden 9 Patienten thyreoidektomiert.
Schlussfolgerungen
Die Remissionsrate ist nach Primärtherapie hoch und korreliert positiv mit der Behandlungsdauer. Möglichweise hat die duale Therapie die Remissionsrate beeinflusst. Die Therapie hatte keinen Effekt auf das SD-Volumen. Bei zunehmender Struma sollte bei Euthyreose unter der thyreostatischen Therapie als definitive Lösung eine Thyreoidektomie erfolgen.