Erschienen in:
24.07.2017 | Leitthema
Sexting als Risiko?
Zum konsensuellen und nichtkonsensuellen Versand persönlicher erotischer Fotos mittels digitaler Medien
verfasst von:
Prof. Dr. phil. Arne Dekker, Thula Koops
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 9/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Digitale Medien werden für vielfältige sexuelle Erfahrungen genutzt. Der Austausch erotischer Text- oder Bildnachrichten („Sexting“) ist in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Forschung sowie von öffentlichen Diskursen über sexuelle Grenzverletzungen und Gewalt mittels digitaler Medien geraten. Hierbei spielt v. a. das ungewollte Weiterleiten des Materials an Dritte eine Rolle. Im Kontrast zur medialen Behandlung von Sexting als folgenschweres Risikoverhalten ist wenig über die tatsächliche Praxis deutscher Jugendlicher und Erwachsener bekannt.
Ziel der Arbeit
Die vorliegende Arbeit beschreibt als erste das Sextingverhalten junger Erwachsener in Deutschland anhand einer größeren und repräsentativen Stichprobe von Studierenden.
Material und Methoden
Die Daten entstammen einer im Jahr 2012 durchgeführten deutschlandweiten Studie. Studierende an 15 Universitäten wurden per Fragebogen u. a. zum Versand erotischer Text- und Bildnachrichten, der nichtkonsensuellen Weiterleitung von Bildern und deren Konsequenzen befragt.
Ergebnisse
Mehr als die Hälfte der Befragten gab den Versand erotischer Textnachrichten an, 26,8 % der Frauen und 16,8 %
der Männer den Versand erotischer Fotos. Empfänger war meist der/die feste Beziehungspartner/-in. Bei 2 % der Sextingaktiven waren Bilder ungewollt weitergeleitet worden.
Diskussion
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Sexting in Deutschland v. a. im Rahmen fester Partnerschaften praktiziert wird. Nur ein geringer Anteil der Befragten macht Erfahrungen mit der ungewollten Weiterleitung von Bildern; negative Auswirkungen werden nicht in jedem Fall erlebt. Dies relativiert jedoch nicht die zum Teil erheblichen negativen Konsequenzen für Betroffene.