Erschienen in:
29.08.2022 | Stand der Wissenschaft
Stand der Technik und Durchbruch bei der kardialen Xenotransplantation
Schweineherzen als alternative Lösung des Spenderorganmangels
verfasst von:
Prof. Dr. med. Paolo Brenner
Erschienen in:
Zeitschrift für Herz-,Thorax- und Gefäßchirurgie
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Ausgabe 5/2022
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Zusammenfassung
Ziel
Um terminal herzkranken Patienten, die häufig aufgrund des Spendermangels nicht die erforderliche Herztransplantation erhalten, eine mögliche Alternative zu bieten, gelang nach 25 Jahren Forschung der Münchner Arbeitsgruppe um Prof. Paolo Brenner und Prof. Bruno Reichart, gemäß einer Nature-Publikation, im erforderlichen präklinischen Modell, der sog. orthotopen Xenotransplantation von Schwein auf Pavian, der entscheidende Durchbruch.
Methoden
Dabei konnte ein konstantes, reproduzierbares Langzeitüberleben von multitransgenen (GalKO/CD46/hTM‑)Schweineherzen mit einer neuen Immunsuppression beim Empfänger auf der Basis einer CD40-Antikörper-Kostimulationsblockade erzielt werden. Zusätzlich wurde die initiale Xenotransplantatfunktion durch die Verwendung einer neuen, nichtischämischen, sauerstoffhaltigen Kaltperfusionstechnik deutlich verbessert, und dadurch wurde das Problem der „perioperativen kardialen Xenotransplantatdysfunktion“ (PCXD), eines häufigen, frühen Xenotransplantatversagens, gelöst. Schließlich wurde noch die Problematik der schnell wachsenden, jungen Schweineherzen mit einer Wachstumskontrolle durch antihypertensive und antiproliferative Medikamente (mit unter anderem einem mTOR-Inhibitor) erfolgreich angegangen.
Ergebnisse und Diskussion
Insgesamt wurde ein einzigartiges Langzeitüberleben von 90 Tagen (n = 4) und in 2 Fällen 182 sowie 195 Tagen mit gezieltem Versuchsabbruch erreicht, ohne Nachweis einer hyperakuten oder verzögerten Abstoßung. Die Arbeit stellt gemäß den Empfehlungen der ISHLT, nämlich ein Überleben von 90 Tagen im orthotopen Primatenmodell von 60 % der Tiere zu erreichen, die Grundlage für einen Einsatz von Schweineherzen und die Voraussetzung für eine erste klinische Phase-I-Studie in den nächsten 2–5 Jahren am Patienten dar.