Erschienen in:
09.11.2022 | Neu gelesen
Stavros Mentzos (1993) Der Krieg und seine psychosoziale Funktion
verfasst von:
Mag. Dr. phil. Thomas Pröll
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
|
Ausgabe 1/2023
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Auszug
Im Zuge der Rückkehr des Krieges nach Europa durch den Überfall Russlands auf die Ukraine scheint es mir besonders lohnend, Mentzos’ Überlegungen zum Krieg wieder aufzugreifen. Zum Ersten geht es ihm darum, die menschliche Aggressionsneigung nicht auf einen Aggressions- oder Destruktionstrieb zurückzuführen, sondern als eine Reaktion auf die verhinderte Befriedigung narzisstischer und libidinöser Bedürfnisse – mithilfe der Mobilisierung aggressiver Affekte – zu verstehen. Des Weiteren konzentrieren sich seine Gedanken auf die psychosozialen Funktionen des Krieges, ohne dabei politisch-ökonomische Aspekte unerwähnt zu lassen. Im Rahmen seiner Überlegungen zur menschlichen Kriegsneigung diskutiert Mentzos aber durchaus auch Gesichtspunkte einer phylogenetischen Verankerung von Aggression unter Bezugnahme auf Theorien von Freud, Lorenz, Eibl-Eibesfeldt, de Waal und anderen und stellt seine Positionen zur psychosozialen, vornehmlich narzisstischen Funktion des Krieges dazu und diesen gegenüber. Das Buch endet mit Betrachtungen zu den Möglichkeiten einer Einhegung resp. Überwindung des Krieges, Erwägungen, welche er an verschiedenen Stellen einfließen ließ. …