„Op.-Anwärter bei Corona-Impfung priorisieren!“

Patienten vor einer elektiven Operation bevorzugt gegen COVID-19 zu impfen, scheint sich zu lohnen. Zur Vermeidung eines COVID-Todesfalls sind vermutlich deutlich weniger Impfungen nötig als in der Allgemeinbevölkerung gleichen Alters. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Bei den weltweiten Impfungen gegen SARS-CoV-2 sollten laut Berechnungen von zwei internationalen Forschergruppen vor allem ältere Patienten mit einer geplanten Operation höher priorisiert werden. Der Analyse zufolge ist die Impfung bei ihnen im Hinblick auf die Senkung der COVID-19-Mortalität deutlich effektiver als im altersgleichen Bevölkerungsdurchschnitt. Außerdem könnten durch die bevorzugte Impfung von Op.-Anwärtern wegen der Pandemie aufgeschobene Eingriffe im Fall wiederverfügbarer Kapazitäten schneller abgearbeitet werden. Als Grundlage der Modellierung dienten zum einen die Inzidenz und die Mortalität von COVID-19-Erkrankungen bei stationären Chirurgiepatienten in der internationalen „GlobalSurg-CovidSurg Week Study“ im Oktober 2020; zum anderen die zeitgleichen Inzidenzraten in den jeweiligen regionalen Bevölkerungen sowie die in England ermittelte durchschnittliche Fallsterblichkeit von COVID-19. Von den 56.600 chirurgischen Patienten hatten sich innerhalb von 30 Tagen nach dem Eingriff 0,96% nachweislich mit SARS-CoV-2 infiziert. Stärkster Effekt bei (Krebs-)Op.-Patienten im Alter ab 70 Aus den Angaben errechneten die Studienautoren die Zahl der zu impfenden Personen (Number Needed to Vaccinate, NNV), um einen COVID-assoziierten Todesfall in den folgenden 365 Tagen zu verhindern. Diese Zahl war in allen Altersgruppen bei den chirurgischen Patienten niedriger als auf Bevölkerungsebene. Die niedrigste NNV von nur 351 (im besten Fall 196; im schlechtesten 733) hatten Patienten ab 70 mit einer Krebs-Op; mit einer Nichtkrebs-Op. betrug sie 733 (407–1664). In der Allgemeinbevölkerung ab 70 waren dafür 1840 (1196–3066) Impfungen notwendig. Selbst in der Altersgruppe von 50–69 lagen bei einer durch Krebs oder durch andere Ursachen bedingten Op. die NNV (mit 559 bzw. 1621) niedriger als im Bevölkerungsdurchschnitt ab 70. Welche Länder betrachtet wurden oder ob die regionalen Infektionsraten hoch oder niedrig waren, änderte nichts daran, dass für den gleichen Effekt weniger Patienten aus der Op.-Gruppe als aus der Gesamtbevölkerung geimpft werden mussten. Zehntausende Todesfälle vermeidbar Ähnlich verhielt es sich, wenn die COVID-bedingte Mortalität innerhalb von 30 Tagen untersucht wurde. Auch hier waren präoperative Impfungen effektiver als Impfungen generell und auch hier hatten ab 70-Jährige mit Krebs- oder anderen Operationen die niedrigsten NNV (425 und 1157 gegenüber 22.384 bei ab 70-Jährigen insgesamt). „Die Modellierung spricht dafür, Patienten ab 70 mit elektiver Op. in der frühen Phase von COVID-Impfkampagnen an die Seite anderer Hochrisikogruppen zu priorisieren. In einem Stadium, in dem breitere Bevölkerungsgruppen geimpft werden, könnte es dann von Vorteil sein, chirurgische Patienten insgesamt oder zumindest Patienten mit Krebsoperationen bevorzugt zu impfen“, so das Fazit der Forscher. Sie gehen davon aus, dass durch die von ihnen vorgeschlagene Strategie weltweit Zehntausende von Todesfällen durch COVID-19 vermeidbar wären. Das Wichtigste in Kürze Frage: Haben Patienten mit geplanter Op. einen größeren Nutzen von der Coronaimpfung als die Durchschnittsbevölkerung? Antwort: Die Number Needed to Vaccinate (NNV) zur Vermeidung eines COVID-19-Todesfalls ist bei chirurgischen Patienten durchgängig niedriger als in der altersgleichen Allgemeinbevölkerung. Die niedrigste NNV haben über 70-Jährige mit krebsbedingter Op. Bedeutung: Vor allem ältere Op.-Patienten sollten wie andere Hochrisikogruppen bevorzugt geimpft werden. Einschränkung: Breite Schwankung der NNV-Werte abhängig von SARS-CoV-2-Inzidenz; Fallsterblichkeit beruht auf Daten aus England; Effektivität der Impfung aufgrund von Daten aus der Allgemeinbevölkerung geschätzt.

Springer Medizin

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