Erschienen in:
01.06.2023 | Tumoren der Speicheldrüsen | Schwerpunkt: Kopf-Hals-Pathologie – neue WHO-Klassifikation
Warum ist die histomorphologische Diagnostik von Tumoren kleiner Speicheldrüsen so viel schwieriger?
verfasst von:
Prof. Dr. Stephan Ihrler, Abbas Agaimy, Orlando Guntinas-Lichius, Christian Haas, Lukas Greber
Erschienen in:
Die Pathologie
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Ausgabe 4/2023
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Zusammenfassung
In Klinik und Pathologie besteht der Eindruck, dass die histomorphologische Diagnostik von Tumoren der kleinen Speicheldrüsen viel schwieriger und häufiger von Fehlklassifikation behaftet ist als die der großen Speicheldrüsen. Dies kann zu nachteiliger Behandlung mit Über- oder Untertherapie führen. Diese Einschätzung beruhte bisher auf einem subjektiven klinischen Eindruck, während ein wissenschaftlicher Nachweis dieser Vermutung und ggf. seiner Gründe fehlte. Wir konnten 14 mutmaßliche klinische, pathologische und kombiniert klinisch-pathologische Gründe für diesen Unterschied identifizieren. Um diese zu belegen, führten wir neben einer umfangreichen Literaturanalyse einen statistischen Vergleich zwischen einer eigenen Konsilserie (mit bewusstem Bias auf „schwierige“ Fälle) und kumulierten, unselektierten Serien (nicht Konsil) aus der Literatur durch. Dadurch konnten wir mit statistischer Signifikanz eine Reihe von heterogenen Ursachen und Konsequenzen dieser diagnostischen Schwierigkeit belegen. Häufige initiale Probebiopsien, eine fast obligate niedrigmaligne Differenzierung der Karzinome und eine mangelnde klinisch-pathologische Kooperation waren die wichtigsten Gründe. Besonderheiten der Anatomie des harten Gaumens bedingen zusätzliche erhebliche diagnostische Schwierigkeiten, wie z. B. durch Tumornekrose, Schleimhautulzeration, Pseudoinvasion und eine wenig bekannte „Tumor-Mukosa-Fusion“. Die Kenntnis dieser Probleme und „pitfalls“ kann dazu beitragen, diese Schwierigkeiten zu überwinden und Fehlklassifikationen zu vermeiden. Daraus ergeben sich wichtige Empfehlungen für Klinik und Pathologie.