Mit dem HbA1c steigt das Risiko für Herzinfarkt

Eine Diabetesdiagnose wirkt sich bei Frauen stärker auf das Infarktrisiko aus als bei Männern. Doch das relative Risiko steigt in beiden Geschlechtern mit zunehmendem HbA1c in gleicher Weise. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Schon seit Längerem liegen Erkenntnisse vor, wonach Diabetes als ein Risikofaktor für Herzinfarkte Frauen größerer Gefahr aussetzt als Männer, selbst wenn Letztere insgesamt häufiger von Infarkten betroffen sind. Wie sich das Infarktrisiko beider Geschlechter entlang der HbA1c-Werte über das gesamte Spektrum von Normoglykämie über Prädiabetes bis hin zum Diabetes gestaltet, hat Marit de Jong von der Universität Utrecht zusammen mit Kollegen herauszufinden versucht. De Jong und ihr Team bedienten sich der prospektiv gesammelten und in der UK Biobank gespeicherten Daten von mehr als 470.000 Individuen, für die ursprünglich noch keine KHK-Diagnose verzeichnet war. 56% von ihnen waren Frauen. Abhängig von Diabetesstatus und HbA1c berechneten die Forscher die Inzidenzen von Herzinfarkten, und zwar nach Geschlechtern getrennt. Wie zu erwarten, hatten Frauen insgesamt niedrigere Infarktinzidenzen als Männer. Auf 100.000 Personenjahre betrachtet, erlitten 87 Frauen und 254 Männer mit Normoglykämie einen Herzinfarkt. Für Prädiabetes lagen die Zahlen bei 109 und 297, für bis dato nicht diagnostizierten Diabetes bei 143 und 389 sowie für bekannten Diabetes bei 204 und 461. Die Infarktzahlen stiegen jedoch in beiden Geschlechtern in gleicher Weise mit den HbA1c-Werten: Je Anstieg um einen Prozentpunkt erhöhte sich das Infarktrisiko relativ um 18%, unabhängig vom Diabetesstatus. Alle Berechnungen waren nach Einflussfaktoren wie Alter, Raucherstatus, BMI und Blutdruckwerten adjustiert. Geschlechtsspezifisch adjustierte Einflüsse Ein Prädiabetes wirkte sich auf das Infarktrisiko von Frauen nachteiliger aus als bei Männern. Der Zusammenhang verschwand allerdings nach geschlechtsspezifischer Adjustierung – also nach Berücksichtigung des Umstandes, dass sich die Einflussgrößen bei Frauen und Männern unterschiedlich auswirken können. Beispielsweise steigert ein höherer BMI das Diabetesrisiko und insofern auch das Infarktrisiko von Frauen stärker als jenes von Männern. Und generell scheint es so zu sein, dass der Kardiometabolismus von Frauen über eine längere Spanne aus den Fugen geraten muss als bei Männern, bis sich ein Diabetes einstellt – wodurch sie bis dahin aber auch länger kardiovaskulären Risiken ausgesetzt sind. Ein manifester Diabetes blieb denn auch nach geschlechtsspezifischem Abgleich der Berechnungen für Frauenherzen gefährlicher: Das Infarktrisiko von Frauen mit Diabetes war 2,3-mal so hoch wie jenes von Frauen ohne Diabetes. Bei den Männern stieg das Risiko durch Diabetes um das 1,8-Fache. Damit fiel ein bestehender Diabetes für das Herzinfarktrisiko bei Frauen um 29% stärker ins Gewicht als bei Männern. „Obwohl die Inzidenz von Herzinfarkten bei Männern höher lag als bei Frauen, war ein manifester Diabetes bei Frauen mit einem höheren relativen Risikoüberschuss für Infarkte assoziiert“, fassen de Jong und Mitarbeiter ihre Befunde zusammen. Unabhängig vom Diabetesstatus sei jedoch bei beiden Geschlechtern das Infarktrisiko um 18% gestiegen, wenn der HbA1c-Wert um einen Prozentpunkt zugenommen habe. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche geschlechtsspezifische Bedeutung haben steigende HbA1c-Werte für das Herzinfarktrisiko? Antwort: Das relative Risiko für Infarkte nimmt in beiden Geschlechtern unabhängig vom Diabetesstatus mit steigendem HbA1c in gleichem Maße zu. Die Inzidenz von Infarkten ist bei Männern grundsätzlich höher, eine Diabetesdiagnose fällt allerdings bei Frauen stärker ins Gewicht. Einschränkung: Weiße Menschen und solche mit höherem sozioökonomischem Status sind in der UK Biobank überrepräsentiert, was es erschwert, die Ergebnisse der Studie zu verallgemeinern.

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