Erschienen in:
11.06.2021 | Vulväre intraepitheliale Neoplasien | Leitthema
Vulvadysplasie und Vulvakarzinom
verfasst von:
Prof. Dr. Linn Wölber, Anna Jaeger
Erschienen in:
coloproctology
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Ausgabe 4/2021
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Zusammenfassung
Sowohl die intraepitheliale Neoplasie der anogenitalen Region als auch das Plattenepithelkarzinom der Vulva (VSCC) sind immer noch seltene Erkrankungen, wenngleich innerhalb der letzten Jahrzehnte ein kontinuierlicher Anstieg der Inzidenz sowohl der vulvären intraepithelialen Neoplasien (VIN) als auch des VSCC beobachtet werden konnte. Rund 85 % aller VIN-Läsionen und ca. 40 % aller VSCC weisen eine Assoziation mit „high-risk“ humanen Papillomviren (HPV) auf und könnten damit potenziell durch eine prophylaktische HPV-Impfung verhindert werden. Die Standardtherapie der VIN ist nach wie vor operativer Natur und erfolgt bis auf wenige Ausnahmen idealerweise mittels CO2-Laser im Sinne einer Vaporisation. Die topische Therapie mit Imiquimod gewinnt aufgrund ihrer Effektivität aber zunehmend an Stellenwert. Bezüglich des VSCC wird ein stadienadaptiertes Behandlungskonzept verfolgt: Während im Frühstadium die Therapie im Sinne einer radikalen lokalen Exzision und einem chirurgischen Lymphknoten-Staging weitestgehend standardisiert und sehr effektiv ist, werden im fortgeschrittenen Stadium sowohl radikale chirurgische Eingriffe als auch eine primäre Radio(chemo)therapie, eine (neo)adjuvante Radio(chemo)therapie oder eine (zumeist palliativ intendierte) alleinige Chemotherapie in Betracht gezogen. Nach Abschluss der Therapie sowohl einer VIN als auch eines VSCC wird eine lebenslange Nachsorge empfohlen, um rezidivierende Dysplasien oder Karzinome der Anogenitalregion frühzeitig zu detektieren und zu therapieren. Etwa 25 % aller Rezidive treten erst nach 5 Jahren auf, sodass die Nachsorge über die 5‑Jahres-Intervalle hinaus angeraten wird.