Erschienen in:
29.06.2021 | Leitthema
Zum 100. Geburtstag von Otto Prokop (1921–2009)
verfasst von:
Prof. Dr. G. Geserick, I. Wirth
Erschienen in:
Rechtsmedizin
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Ausgabe 4/2021
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Zusammenfassung
Otto Prokop, geb. 1921, zählt zu den herausragenden Vertretern der deutschsprachigen Gerichtsmedizin/Rechtsmedizin des 20. Jh. Neben Entdeckungen auf den Gebieten der Blutgruppenforschung und Immunologie sowie der Bearbeitung toxikologischer und verkehrsmedizinischer Themen erbrachten seine Untersuchungen grundlegende Erkenntnisse zur Klärung forensisch-medizinischer Probleme. Prokop führte einen unnachsichtigen Kampf gegen Kurpfuschertum und Okkultismus. Über 3 Jahrzehnte (1957–1987) war er Direktor des Instituts für Gerichtliche Medizin an der Medizinischen Fakultät (Charité) der Humboldt-Universität zu Berlin. Das dortige Arbeitsklima war durch das Vorbild des Chefs geprägt; zu seinen Eigenschaften gehörten v. a. Fleiß, Kreativität, die Einhaltung der Hierarchie, eine ausgeprägte Gastfreundschaft, Weltoffenheit, ein feiner Sinn für Humor und die Liebe zur klassischen Musik. Eigenschaften, die auch seinen 25 Habilitanden, von den 18 eine Professur erhielten, zugutekamen. Prokop verfasste rund 650 Originalarbeiten und 60 Bücher, darunter erfolgreiche Standardwerke der Rechtsmedizin sowie der Blutgruppenkunde. Von seinen Büchern sind Ausgaben in 10 Ländern erschienen. Obwohl er trotz der großen nationalen und internationalen Anerkennung seiner fachlichen Leistungen nach der deutschen Wiedervereinigung auch politische Angriffe und die Schließung seines renommierten Instituts erleben musste, arbeitete er nach seiner Emeritierung 1987 noch jahrelang mit großer Tatkraft in einem Emerituszimmer an der Charité weiter. Otto Prokop verstarb am 20.01.2009 in einem Pflegeheim bei Kiel.