Erschienen in:
22.11.2022 | EKT | Leitthema
Akute katatone Zustände
verfasst von:
Dr. Sebastian Karl, Carlos Schönfeldt-Lecuona, Dusan Hirjak, Alexander Sartorius
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 2/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bei der Katatonie handelt es sich um ein unterdiagnostiziertes psychomotorisches Syndrom, das im Zusammenhang mit verschiedenen psychischen und somatischen Erkrankungen auftreten kann. Es wird insbesondere in Form der perniziösen Katatonie intensivmedizinisch relevant. Hierzu gibt es nur wenige detaillierte Empfehlungen in Leitlinien.
Ziel der Arbeit
Darstellung des aktuellen Standes der Diagnostik und Therapie von Katatonien, insbesondere der perniziösen Katatonie.
Material und Methoden
Die Literatur wurde im Hinblick auf akute katatone Zustände evaluiert, mit einem besonderen Fokus auf Differenzialdiagnostik, intensivmedizinische Relevanz und die Therapie von Katatonien.
Ergebnisse
Bei stationär psychiatrisch behandelten Patient*innen sind katatone Syndrome mit einer Prävalenz zwischen 9 und 17 % recht häufig, bei neurologischen Patient*innen mit einer Prävalenz von 3,3 % etwas seltener. Es gibt eine klare Empfehlung für eine medikamentöse Behandlung mit Lorazepam. Insbesondere bei fehlendem Ansprechen auf Benzodiazepine ist unbedingt zeitnah an eine zusätzliche Elektrokonvulsionstherapie (EKT) zu denken, die Ansprechraten von 80–100 % zeigt. Bei perniziösen Katatonien kann die EKT unverzüglich als Notfallindikation durchgeführt werden.
Diskussion
Katatonien werden im klinischen Kontext deutlich zu selten erkannt. Problematisch ist, dass auch lebensbedrohliche perniziöse Katatonien häufig nicht als solche erkannt werden, obwohl deren Letalität unbehandelt bei ca. 50 % liegt. Das beste Behandlungsergebnis wird bei einer Kombination von Benzodiazepinen und EKT erzielt. Die Behandlung der schweren, perniziösen Katatonie stellt eine Notfallindikation zur EKT dar.