Erschienen in:
26.04.2024 | Aspergillus fumigatus | Kongressabstracts
Allergien auf Schimmelpilze - Praktische Umsetzung der neuen Leitlinie
verfasst von:
Prof. Dr. med. Monika Raulf
Erschienen in:
Allergo Journal
|
Ausgabe 3/2024
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Auszug
Eine Vielzahl epidemiologischer Studien belegen, dass Schimmelpilzbefall in Innenräumen ein potenzielles Gesundheitsrisiko darstellt. Es stellt sich aber die Frage, was bei Patienten mit Atemwegsbeschwerden zu untersuchen ist beziehungsweise was überhaupt untersucht werden kann, wenn eine Exposition gegen Schimmelpilze vermutet wird oder als Ursache nicht ausgeschlossen werden kann. Liegen anamnestische Hinweise auf eine Schimmelpilzexposition vor, zum Beispiel ein Feuchtschaden in der Wohnung der Patientin beziehungsweise des Patienten oder eine berufliche Exposition am Arbeitsplatz, so besteht die Herausforderung, eine mögliche Assoziation zwischen Schimmelpilzexposition und den aufgetretenen Beschwerden zu finden und diese zu objektivieren [
1]. Berücksichtigt werden sollte, dass Schimmelpilzexpositionen vielfältige gesundheitliche Auswirkungen auf den Menschen haben können. Neben Infektionen und der reizenden und toxischen Wirkung, verursacht durch mikrobiell flüchtige organische Verbindungen (MVOC) und/oder Mykotoxine, kann es auch durch Expositionen mit Schimmelpilzbestandteilen zu entzündlichen Reaktionen sowie IgE-vermittelten Sensibilisierungen und anderen Allergien vom Typ III, zum Beispiel der exogen allergischen Alveolitis, kommen. Darüber hinaus muss auch in Betracht gezogen werden, dass Schimmelpilzallergene ganzjährig und ubiquitär auftreten, allerdings zeitlich und räumlich überlappend mit Milben-, Pollen- und/oder Tierallergenen. Bei polysensibilisierten Personen kann eine Überempfindlichkeit gegen Schimmelpilze durch eine Sensibilisierung gegen andere Allergenquellen verdeckt werden, was wiederum die Diagnose einer Schimmelpilzallergie erschwert [
2]. Eine für den Einzelfall maßgeschneiderte Diagnostik wäre wünschenswert, gestaltet sich aber als schwierig, da etablierte und standardisierte Testverfahren vielfach fehlen. Um zum Beispiel die durch eine Schimmelpilzexposition verursachte entzündliche Wirkung bewerten zu können, ist die Kenntnis der auslösenden Schimmelpilzart sowie die Quantifizierung der Exposition wichtig, was in der Regel nicht einfach zu leisten ist. Darüber hinaus ist es schwierig, Ursachen-Wirkungs-Beziehungen zwischen dem Vorhandensein von Schimmelpilzallergenen in der Umwelt und dem Auftreten von allergischen Symptomen herzustellen. Dieses trägt neben anderen Faktoren nach wie vor zu einer starken Verunsicherung der Betroffenen mit Schimmelschäden in Innenräumen bei. Daher wurde 2023 die S2k-Leitlinie „Medizinisch klinische Diagnostik bei Schimmelpilzexposition in Innenräumen“ Update 2023 AWMF-Register-Nr. 161/001 [
1] mit dem Ziel aktualisiert, den sachlichen Umgang mit der Problematik zu verbessern und den Ärztinnen und Ärzten eine Hilfe an die Hand zu geben, Patientinnen und Patienten, die einer erhöhten Schimmelexposition in einem typischen Innenraumszenario ausgesetzt sind, aus medizinischer Sicht zu beraten und zu behandeln. Dabei spielt die allergologische Diagnostik mit den von einer erfolgten Anamnese abgeleiteten Schritten wie Hauttestungen, Serologie und gegebenenfalls ergänzende Testungen eine wichtige Rolle [
3]. …