Erschienen in:
08.12.2023 | Chronische Nierenerkrankung | Leitthema
Geschlechtsunterschiede in der ambulanten Versorgung von Menschen mit chronischer Nierenkrankheit
verfasst von:
Prof. Dr. med. Sylvia Stracke, Philipp Töpfer, Till Ittermann, Thomas Dabers, Rieke Kuschnereit, Sabrina von Rheinbaben, Tilman Schmidt
Erschienen in:
Die Nephrologie
|
Ausgabe 1/2024
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
In der Versorgungsrealität für Menschen mit chronischer Nierenkrankheit (CKD) bestehen erhebliche geschlechtsspezifische Unterschiede in Diagnosestellung, Monitoring und Management einer CKD. Frauen mit CKD erhalten eine schlechtere Versorgung im Vergleich zu Männern mit CKD. Frauen erhalten seltener eine CKD-Diagnose, werden seltener an die Nephrologie zur Mitbetreuung überwiesen, bekommen seltener die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) und eine Albuminurie bestimmt und erhalten seltener die in Leitlinien zum Management der CKD empfohlenen Therapien wie ACE(„angiotensin-converting enzyme“)-Hemmer, Sartane und Statine. Kardiovaskuläre Risikofaktoren werden bei Frauen mit CKD weniger streng eingestellt als bei Männern mit CKD. Die Ursachen für die schlechtere Versorgung einer CKD bei Frauen sind nicht im biologischen, sondern im sozialen Geschlecht („gender“) zu suchen. Die Erfassung von Gender gehört in die klinische Routine und in prospektive Studien. Geschlechtsspezifische Analysen müssen in allen Studien Standard sein. Prä- und postmenopausale Frauen sollten getrennt ausgewertet werden. Die Anwendung von Gender-Scores ermöglicht das Erkennen des Einflusses von kulturellen, gesellschaftlichen und psychologischen Faktoren auf beobachtete Geschlechterunterschiede in der ambulanten Versorgung chronisch Nierenkranker. Leitlinien sollten geschlechtersensibel sein und auf fehlendes Wissen hinweisen. Verbesserung und Sicherstellung einer gerechten Gesundheitsversorgung bei CKD zwischen den Geschlechtern sind dringend notwendig.