Eine möglicherweise bedeutende Limitation dieser Studie liegt im Selektionsbias der Studie. Zum einen kann dieser allein aufgrund der geringen Rücklaufquote von rund 26 % entstehen. In vergleichbaren Studien sind ähnlich niedrige Quoten zwar häufiger anzutreffen, jedoch sind die Fallzahlen meist deutlich höher [
3,
21]. Aufgrund der hier zusätzlich gegebenen eher niedrigen Fallzahl kann eine Verzerrung der Ergebnisse nicht ausgeschlossen werden. Dazu hinzukommend geben zudem 40 % der Teilnehmer an, sie hätten nicht am Ultraschallkurs teilgenommen, hätte der Kurs nicht virtuell, sondern unter der Voraussetzung physischer Anwesenheit stattgefunden. Dies lässt sich so interpretieren, dass obwohl die Kurse erstmalig virtuell stattfanden, möglicherweise bei einer relevanten Zahl der Teilnehmer bereits eine positive Voreingenommenheit gegenüber virtuellen Fortbildungskursen im Generellen vorhanden war, da diese in anderen Fachbereichen und bei anderen Themenschwerpunkten nach über einem Jahr pandemiebedingter Einschränkungen bereits gang und gäbe waren. Bisherige wissenschaftliche Erhebungen zu rein webbasierten Unterrichtsformaten in der Sonographie lagen bereits insbesondere für den Bereich der universitären Lehre im Rahmen der medizinischen Curricula vor [
19], weniger Untersuchungen bestehen bisher für rein ärztliche Fortbildungen. Häufig wird bei der Übertragbarkeit der Ergebnisse lehrwissenschaftlicher Studien dabei eine demografisch assoziierte Korrelation in der Akzeptanz virtueller Lehrformate postuliert [
5]. Dies scheint gemäß den hier erhobenen Daten nicht vorzuliegen, die Akzeptanz ist unabhängig vom Alter der Teilnehmer hoch. Gemäß der vorhandenen Literatur erscheint dabei die prinzipielle Annahme gerechtfertigt, dass rein virtuelle Lehrformate in der Sonographie unter didaktischen Gesichtspunkten vielversprechende Ergänzungen zu konventionellen Formaten darstellen bzw. diese sogar ersetzen können [
1,
6,
8,
9,
13‐
16]. Diese Annahme einer Gleichwertigkeit stützt sich dabei in den zitierten Studien meist auf ein zumindest vergleichbares Abschneiden in Lernkontrollfragen und teilweise strukturierte Evaluationen der praktischen Fähigkeiten im Anschluss an einen virtuellen Kurs. Über den Nutzen solch neuartiger Formate bei der Vermittlung von Fähigkeiten im Bereich der sonographiegesteuerten Intervention liegen dagegen widersprüchliche Resultate vor [
17,
18]. Hierbei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die bisher durchgeführten Studien in Bezug auf die untersuchten Gruppen, den Umfang der Intervention und der Erhebungen sowie die im Ultraschall untersuchten Körperregionen sehr heterogen sind, und nur selten liegen kontrollierte randomisierte Bedingungen vor. Einen solchen Nachweis einer Gleichwertigkeit vermag diese Studie ebenfalls nicht unbedingt zu liefern. Denn auch für die hier präsentierte Arbeit gilt als bedeutende Limitation sicherlich, dass eine vergleichende Aussage zu dem mithilfe des Kurses hinzugewonnen Fachwissen nur eingeschränkt möglich ist, da zwar eine Wissensabfrage erfolgte, hierzu jedoch kein Vergleichswert aus einer Kontrollgruppe eines Präsenzkurses hinzugezogen werden konnte. Zudem erfolgte in dieser Studie keine strukturierte Evaluation der praktischen Fähigkeiten im Ultraschall. So bleiben die Ergebnisse auf eine subjektive Einschätzung durch die Teilnehmer beschränkt. In den erwähnten Lernkontrollfragen zum theoretischen Wissen der Ultraschalldiagnostik aus der vorliegenden Untersuchung erreichten zudem nur gut ein Drittel der Teilnehmer einen Wert mit mehr als 70 % richtigen Antworten. Dies lag damit unter den Erwartungen, die man anhand der Erfahrungswerte aus den Lernkontrollen der bisher bei den Autoren in Präsenz erfolgten Kurse haben würde. Für eine DEGUM-Zertifizierung eines Sonographiekurses ist jedoch grundsätzlich eine gewisse Überprüfbarkeit der praktischen Fähigkeiten im Ultraschall wünschenswert, sodass fraglich bleibt, ob außerhalb der pandemischen Notlage eine regelhafte Ausweitung der Zertifizierungen auf rein virtuelle Kurse erwartbar sein kann.