Erschienen in:
01.11.2014 | Schwerpunkt
Diagnostik und Behandlung des akuten Leberversagens
Wissenschaftliche Entwicklungen
verfasst von:
M. Ott, T. Cantz, A. Schneider, Prof. Dr. M.P. Manns
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 11/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Etwa 200 Patienten erkranken jedes Jahr in Deutschland an einem akuten Leberversagen (ALV). Aufgrund des seltenen Auftretens und der Schwere des Erkrankungsverlaufs stehen allerdings nur wenige evidenzbasierte Therapien zur Verfügung.
Fragestellung
Diese Übersichtsarbeit diskutiert die wichtigsten Entwicklungen in der Diagnostik und Therapie des ALV und gibt einen Ausblick auf ihre zukünftige klinische Relevanz.
Ergebnisse
Die etablierten Enzymparameter reflektieren in Kombination mit den die Synthese- bzw. Entgiftungsfunktion beschreibenden Markern nur unzureichend die Schwere und den Verlauf des ALV. Zukünftig könnte die Messung von ins Blut freigesetzten microRNAs und von Zytokeratin-18-Spaltprodukten das Repertoire der Diagnostik und Verlaufskontrolle verbessern. Zuletzt haben sich nur wenige neue medikamentöse Behandlungsansätze abgezeichnet, doch es wurde viel in die Evaluation artifizieller Leberunterstützungssysteme investiert. Aufgrund des günstigen Sicherheitsprofils werden die zellfreien Detoxifizierungssysteme heute punktuell in der Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenen Lebererkrankungen eingesetzt, auch wenn größere Studien bisher keinen Überlebensvorteil nachweisen konnten. Extrakorporale Unterstützungssysteme sowie Zelltransplantationsverfahren sind durch die Verfügbarkeit metabolisch aktiver Spenderhepatozyten limitiert, weshalb der Differenzierung von Leberzellen aus geeigneten Stammzellen eine hohe Bedeutung beigemessen wird.
Schlussfolgerung
Die stammzellbiologische Forschung und das Tissue Engineering zeigen aktuell in ersten tierexperimentellen Studien Möglichkeiten auf, wie stammzellbasierte artifizielle Leberzellsysteme zur Behandlung des ALV eingesetzt werden können.