Skip to main content
Erschienen in: Gefässchirurgie 3/2016

Open Access 26.04.2016 | Diagnostik und Monitoring | Der interessante Fall

Pseudoaneurysma nach Kanülierung der A. radialis

verfasst von: Dr. J. C. Ellacuriaga San Martin, K. Linni, J. Schneider, M. Kraßnitzer, T. Hölzenbein

Erschienen in: Gefässchirurgie | Ausgabe 3/2016

download
DOWNLOAD
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Anamnese

Ein 84-jähriger Mann stellte sich mit einer 2‑wöchigen Vorgeschichte einer progressiv zunehmenden, schmerzlosen, pulsierenden Schwellung im Bereich des rechten Handgelenks in unserer Ambulanz vor (Abb. 1).
In der Anamnese zeigte sich eine rezidivierende Beinvenenthrombose mit konsekutiver Lungenembolie, aufgrund derer der Patient mit einem niedermolekularen Heparin vollantikoaguliert wurde. Die A. radialis wurde rechts für eine invasiv-arterielle Druckmessung (Monitoring) für den gesamten Zeitraum der intensivmedizinischen Überwachung kanüliert. Nach 6 Tagen auf der Intensivstation wurde der Patient auf Normalstation transferiert, wo er eine Nachblutung der Punktionsstelle hatte. Es erfolgte die Neuanlage des Verbandes.
Im Verlauf der nächsten Tage entwickelte der Patient eine Weichteilinfektion im Bereich der Punktionsstelle (Staphylococcus aureus), die mit Clindamycin und Cefazolin behandelt wurde.
Nach Ausschluss möglicher Kontraindikationen für eine Therapie mit OAKs wurde der Patient mit Rivaroxaban als dauerhafte orale Antikoagulation entlassen.

Diagnose, Therapie und Verlauf

Die klinische Diagnose eines Pseudoaneurysmas wurde mittels Ultraschall während des Ambulanzbesuchs bestätigt (Abb. 2).
Es wurde eine Aneurysmektomie und Defektdeckelung mittels Venenpatch aus der Vena cephalica durchgeführt (Abb. 3). In der postoperativen Ultraschallkontrolle nach 4 Wochen zeigte sich eine deutliche Durchgängigkeit der A. radialis.

Diskussion

Ein Pseudoaneurysma stellt eine seltene Komplikation nach invasivem Monitoring/Kanülierung der A. radialis dar. Die Inzidenz einer lokalen Infektion, eines infizierten Pseudoaneurysmas und Bakteriämie in Zusammenhang mit einer Infektion der A. radialis sind 0,2; 0,15 und 0,05 % [1, 2]. Bei einer aktuellen Infektionen im Bereich der Punktionsstelle erhöht sich das Risiko stark. Das größte Risiko stellt eine Infektion mit S. aureus, besonders MRSA, dar. Eine empirische Therapie mit Vancomycin ist bis zum Kulturbefund für 2 Wochen indiziert [1, 3].
Eine blutig-arterielle Druckmessung wir häufig zur Überwachung von Patienten auf der Intensivstation eingesetzt. Leider werden nur wenige Einzelfallstudien über das Auftreten von Pseudoaneurysmen veröffentlicht [4].
Ab einem Alter von 67 Jahren und einer Verweildauer der Kanüle von mehr als 5,8 Tagen steigt das Risiko an [1]. Hierbei werden als Ursache für die Entstehung eines Pseudoaneurysmas genannt: Wandveränderungen, wiederholte Punktionsversuche, ungenügende Blutstillung oder postoperative Kompression der Punktionsstelle sowie der Einsatz von Thrombozytenaggregationshemmern und Wundinfektion [5].
Die Diagnose wird mittels Ultraschalluntersuchung festgestellt. Das Farbdopplerbild zeigt das typische „Ying-Yang“-Zeichen und einen sehr schnellen Jetstrom [6].
Eine ultraschallgezielte Kompression, Behandlung mit externer Kompression mit Terumo TR-Band [7], perkutane Injektion von Thrombin [8] oder die chirurgische Sanierung sind die Therapieoptionen.
Eine Kombination aus Injektion von Thrombin und Kompressionstherapien kann die Erfolgschancen erhöhen [8].
Derzeit stellt die chirurgische Sanierung (Patch, Bypass und Veneninterponat) die definitive Behandlung bei sehr großen Pseudoaneurysmen dar.

Fazit für die Praxis

Bei einer progressiv zunehmenden, schmerzlosen, pulsierenden Schwellung nach einer arteriellen Punktion muss man immer die Möglichkeit eines Pseudoaneurysmas in Betracht ziehen. Die Diagnose wird mittels Ultraschalluntersuchung gestellt. Eine ultraschallgezielte Kompression, Behandlung mit externer Kompression (Terumo TR-Band), perkutane Injektion von Thrombin oder die chirurgische Sanierung sind die Therapieoptionen.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt

J.C. Ellacuriaga San Martin, K. Linni, J. Schneider, M. Kraßnitzer und T. Hölzenbein geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
Open Access. This article is distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 International License (http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/), which permits unrestricted use, distribution, and reproduction in any medium, provided you give appropriate credit to the original author(s) and the source, provide a link to the Creative Commons license, and indicate if changes were made.

Unsere Produktempfehlungen

Die Chirurgie

Print-Titel

Das Abo mit mehr Tiefe

Mit der Zeitschrift Die Chirurgie erhalten Sie zusätzlich Online-Zugriff auf weitere 43 chirurgische Fachzeitschriften, CME-Fortbildungen, Webinare, Vorbereitungskursen zur Facharztprüfung und die digitale Enzyklopädie e.Medpedia.

Bis 30. April 2024 bestellen und im ersten Jahr nur 199 € zahlen!

e.Med Interdisziplinär

Kombi-Abonnement

Für Ihren Erfolg in Klinik und Praxis - Die beste Hilfe in Ihrem Arbeitsalltag

Mit e.Med Interdisziplinär erhalten Sie Zugang zu allen CME-Fortbildungen und Fachzeitschriften auf SpringerMedizin.de.

Gefässchirurgie

Print-Titel

Themenschwerpunkte zu aktuellen Entwicklungen in der vaskulären und endovaskulären Gefäßmedizin. Vermittlung von relevantem Hintergrundwissen und Bewertung wissenschaftlicher Ergebnisse. Konkrete Handlungsempfehlungen.

Literatur
1.
Zurück zum Zitat El-Hamamsy I, Dürrleman N, Stevens LM (2003) Incidence and outcome of radial artery infections following cardiac surgery. Ann Thorac Surg 76(3):801–804CrossRefPubMed El-Hamamsy I, Dürrleman N, Stevens LM (2003) Incidence and outcome of radial artery infections following cardiac surgery. Ann Thorac Surg 76(3):801–804CrossRefPubMed
2.
Zurück zum Zitat Scheer B, Perel A, Pfeiffer UJ (2002) Clinical review: Complications and risk factors of peripheral arterial catheters used for haemodynamic monitoring in anaesthesia and intensive care medicine. Crit Care 6:199–204CrossRefPubMedPubMedCentral Scheer B, Perel A, Pfeiffer UJ (2002) Clinical review: Complications and risk factors of peripheral arterial catheters used for haemodynamic monitoring in anaesthesia and intensive care medicine. Crit Care 6:199–204CrossRefPubMedPubMedCentral
3.
Zurück zum Zitat Falk PS, Scuderi PE, Sherertz RJ, Motsinger SM (1992) Infected radial artery pseudoaneurysms occurring after percutaneous cannulation. Chest 101:490–495CrossRefPubMed Falk PS, Scuderi PE, Sherertz RJ, Motsinger SM (1992) Infected radial artery pseudoaneurysms occurring after percutaneous cannulation. Chest 101:490–495CrossRefPubMed
4.
Zurück zum Zitat Frezza EE, Mezghebe H (1998) Indications and complications of arterial catheter use in surgical or medical intensive care units: Analysis of 4932 patients. Am Surg 64:127–131PubMed Frezza EE, Mezghebe H (1998) Indications and complications of arterial catheter use in surgical or medical intensive care units: Analysis of 4932 patients. Am Surg 64:127–131PubMed
5.
Zurück zum Zitat Moy PJC, Insua VJJ (2015) Images in clinical medicine. Pseudoaneurysm after transradial coronary angiography. N Engl J Med 373(14):1361CrossRef Moy PJC, Insua VJJ (2015) Images in clinical medicine. Pseudoaneurysm after transradial coronary angiography. N Engl J Med 373(14):1361CrossRef
6.
Zurück zum Zitat Pero T, Herrick J (2009) Pseudoaneurysm of the radial artery diagnosed by bedside ultrasound. West J Emerg Med 10:89–91PubMedPubMedCentral Pero T, Herrick J (2009) Pseudoaneurysm of the radial artery diagnosed by bedside ultrasound. West J Emerg Med 10:89–91PubMedPubMedCentral
7.
Zurück zum Zitat Cauchi MP, Robb PM, Zemple RP (2014) Radial artery pseudoaneurysm: a simplified treatment method. J Ultrasound Med 33(8):1505–1509CrossRefPubMed Cauchi MP, Robb PM, Zemple RP (2014) Radial artery pseudoaneurysm: a simplified treatment method. J Ultrasound Med 33(8):1505–1509CrossRefPubMed
8.
Zurück zum Zitat Bauer P, Koshty A, Hamm CW (2014) Ultrasound guided percutaneous thrombin injection in a radial artery pseudoaneurysm following percutaneous coronary intervention. Clin Res Cardiol 103(12):1022–1024CrossRefPubMed Bauer P, Koshty A, Hamm CW (2014) Ultrasound guided percutaneous thrombin injection in a radial artery pseudoaneurysm following percutaneous coronary intervention. Clin Res Cardiol 103(12):1022–1024CrossRefPubMed
Metadaten
Titel
Pseudoaneurysma nach Kanülierung der A. radialis
verfasst von
Dr. J. C. Ellacuriaga San Martin
K. Linni
J. Schneider
M. Kraßnitzer
T. Hölzenbein
Publikationsdatum
26.04.2016
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Gefässchirurgie / Ausgabe 3/2016
Print ISSN: 0948-7034
Elektronische ISSN: 1434-3932
DOI
https://doi.org/10.1007/s00772-016-0130-1

Weitere Artikel der Ausgabe 3/2016

Gefässchirurgie 3/2016 Zur Ausgabe

Wie erfolgreich ist eine Re-Ablation nach Rezidiv?

23.04.2024 Ablationstherapie Nachrichten

Nach der Katheterablation von Vorhofflimmern kommt es bei etwa einem Drittel der Patienten zu Rezidiven, meist binnen eines Jahres. Wie sich spätere Rückfälle auf die Erfolgschancen einer erneuten Ablation auswirken, haben Schweizer Kardiologen erforscht.

Hinter dieser Appendizitis steckte ein Erreger

23.04.2024 Appendizitis Nachrichten

Schmerzen im Unterbauch, aber sonst nicht viel, was auf eine Appendizitis hindeutete: Ein junger Mann hatte Glück, dass trotzdem eine Laparoskopie mit Appendektomie durchgeführt und der Wurmfortsatz histologisch untersucht wurde.

Mehr Schaden als Nutzen durch präoperatives Aussetzen von GLP-1-Agonisten?

23.04.2024 Operationsvorbereitung Nachrichten

Derzeit wird empfohlen, eine Therapie mit GLP-1-Rezeptoragonisten präoperativ zu unterbrechen. Eine neue Studie nährt jedoch Zweifel an der Notwendigkeit der Maßnahme.

Ureterstriktur: Innovative OP-Technik bewährt sich

19.04.2024 EAU 2024 Kongressbericht

Die Ureterstriktur ist eine relativ seltene Komplikation, trotzdem bedarf sie einer differenzierten Versorgung. In komplexen Fällen wird dies durch die roboterassistierte OP-Technik gewährleistet. Erste Resultate ermutigen.

Update Chirurgie

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.

S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Karpaltunnelsyndroms“

Karpaltunnelsyndrom BDC Leitlinien Webinare
CME: 2 Punkte

Das Karpaltunnelsyndrom ist die häufigste Kompressionsneuropathie peripherer Nerven. Obwohl die Anamnese mit dem nächtlichen Einschlafen der Hand (Brachialgia parästhetica nocturna) sehr typisch ist, ist eine klinisch-neurologische Untersuchung und Elektroneurografie in manchen Fällen auch eine Neurosonografie erforderlich. Im Anfangsstadium sind konservative Maßnahmen (Handgelenksschiene, Ergotherapie) empfehlenswert. Bei nicht Ansprechen der konservativen Therapie oder Auftreten von neurologischen Ausfällen ist eine Dekompression des N. medianus am Karpaltunnel indiziert.

Prof. Dr. med. Gregor Antoniadis
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.

S2e-Leitlinie „Distale Radiusfraktur“

Radiusfraktur BDC Leitlinien Webinare
CME: 2 Punkte

Das Webinar beschäftigt sich mit Fragen und Antworten zu Diagnostik und Klassifikation sowie Möglichkeiten des Ausschlusses von Zusatzverletzungen. Die Referenten erläutern, welche Frakturen konservativ behandelt werden können und wie. Das Webinar beantwortet die Frage nach aktuellen operativen Therapiekonzepten: Welcher Zugang, welches Osteosynthesematerial? Auf was muss bei der Nachbehandlung der distalen Radiusfraktur geachtet werden?

PD Dr. med. Oliver Pieske
Dr. med. Benjamin Meyknecht
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.

S1-Leitlinie „Empfehlungen zur Therapie der akuten Appendizitis bei Erwachsenen“

Appendizitis BDC Leitlinien Webinare
CME: 2 Punkte

Inhalte des Webinars zur S1-Leitlinie „Empfehlungen zur Therapie der akuten Appendizitis bei Erwachsenen“ sind die Darstellung des Projektes und des Erstellungswegs zur S1-Leitlinie, die Erläuterung der klinischen Relevanz der Klassifikation EAES 2015, die wissenschaftliche Begründung der wichtigsten Empfehlungen und die Darstellung stadiengerechter Therapieoptionen.

Dr. med. Mihailo Andric
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V.