Erschienen in:
01.01.2005 | Leitthema
Die Elektrostimulation in der Therapie der postoperativen Harninkontinenz
Therapeutischer Nutzen unter Berücksichtigung der Lebensqualität
verfasst von:
W. Hoffmann, S. Liedke, O. Dombo, U. Otto
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 1/2005
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Zusammenfassung
Die weit verbreitete Anwendung der Elektrostimulationstherapie in der Behandlung der postoperativen Harninkontinenz basiert auf nur sehr wenigen prospektiv randomisierten kontrollierten Studien. Die vorgestellte 3-armige prospektiv randomisierte Studie vergleicht ein alleiniges physiotherapeutisches Kontinenztraining mit einer zusätzlichen analen oder perinealen Elektrostimulationstherapie.
Jede Therapiemodalität umfasste 60 Patienten, die hinsichtlich objektivierbarer und subjektiver Inkontinenzparameter, standardisierter Lebensqualitätsparametern (QLQ-C30) und aufgezeichneter Gerätedaten analysiert wurden. Die Datenerhebung erfolgte bei Aufnahme (t1), zur Entlassung aus einer Anschlussheilbehandlung (t2), sowie nach 3 Monaten (t3). In jedem Therapiearm konnte eine signifikante Wirksamkeit hinsichtlich der Harninkontinenz und Lebensqualitätparameter nachgewiesen werden. Im Therapievergleich erwies sich die zusätzliche Anwendung der Elektrostimulationstherapie perineal oder anal dem alleinigen physiotherapeutischen Kontinenztraining signifikant überlegen.
Diese Ergebnisse konnten jedoch nur in einer Subgruppe mit hoher Compliance erhoben werden. Die Analyse der Gerätedaten ergab eine oftmals mangelhafte Compliance und eine extrem hohe Rate fehlerhafter Anwendungen insbesondere bei ambulanter Nutzung der Elektrostimulationstherapie. Die perineale Elektrostimulationstherapie wies eine deutlich höhere Akzeptanz und geringere Nebenwirkungsrate auf und war bei den objektivierbaren Inkontinenzparametern überlegen. Verbesserungen der Lebensqualitätsscores wurden im Wesentlichen nur während der 4-wöchigen stationären Rehabilitationsmaßnahme erzielt. Die Lebensqualitätsitems werden durch den zusätzlichen Einsatz der Elektrostimulation nicht verändert.
Eine Elektrostimulationstherapie ist nur dann ein suffizientes Therapieregime zur Behandlung der drittgradigen postoperativen Harninkontinenz beim Mann, wenn eine ausreichende Compliance besteht. Eine intensive Therapiebegleitung mit regelmäßiger Kontrolle der Gerätenutzung ist unverzichtbar.