Erschienen in:
06.10.2022 | Doxycyclin | Leitthema
Bedeutung der chronischen Endometritis bei rezidivierendem Implantationsversagen und wiederholten Fehlgeburten
verfasst von:
Prof. Dr. med. Ruben-J. Kuon, PD Dr. Dr. Kilian Vomstein
Erschienen in:
Gynäkologische Endokrinologie
|
Ausgabe 4/2022
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Aufgrund der häufig nicht zu identifizierenden Ursachen stellen rezidivierendes Implantationsversagen und wiederholte Fehlgeburten sowohl für die Patientinnen als auch für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte frustrierende Situationen dar. Neben Faktoren des Embryos werden endometriale Auffälligkeiten als ursächliche Risikofaktoren diskutiert, wobei in den letzten Jahren die chronische Endometritis (CE) in den Fokus des wissenschaftlichen Interesses gerückt ist.
Zielsetzung
Der Beitrag soll einen Überblick über Klinik, Pathophysiologie, Diagnostik und mögliche Therapieoptionen hinsichtlich der CE bei rezidivierendem Implantationsversagen und wiederholten Fehlgeburten geben.
Ergebnisse
Studien weisen darauf hin, dass eine CE über verschiedene Mechanismen negative Effekte auf die Implantation und Entwicklung in der (Früh‑)Schwangerschaft entfaltet, unter anderem durch Beeinflussung der Zytokinsekretion und eine veränderte Zusammensetzung der Lymphozytensubpopulationen im Endometrium. Der immunhistochemische Nachweis von CD138-positiven Plasmazellen im Endometriumbiopsat hat sich als Goldstandard der Diagnostik etabliert. Es besteht jedoch noch kein Konsens über die exakten Diagnosekriterien, woraus die hohen Schwankungen in den Angaben der CE-Prävalenz bei diesem Patientenkollektiv von etwa 10 bis 50 % resultieren könnten. Eine erfolgreiche Therapie gelingt mit Antibiotika, was sich sowohl histologisch durch eine Beseitigung der Plasmazellen als auch klinisch durch eine höhere Implantations‑, Schwangerschafts- und Lebendgeburtenrate nachweisen lässt.
Schlussfolgerung
Die Daten zur Diagnostik und Therapie einer CE bei Patientinnen mit rezidivierendem Implantationsversagen und wiederholten Fehlgeburten sind vielversprechend. Die Bestimmung exakter Diagnosekriterien und die Behandlung von Patientinnen mit Persistenz einer CE trotz antibiotischer Therapie stellen besondere Herausforderungen dar. Weitere randomisierte, idealerweise placebokontrollierte, prospektive Studien mit adäquater Fallzahl werden in den nächsten Jahren Ergebnisse liefern, sodass der Stellenwert einer CE weiter gestärkt werden könnte.