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Erschienen in: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie 4/2009

01.11.2009 | Übersicht

Drogenkonsum und Strafrecht

verfasst von: RiBGH Wolfgang Pfister

Erschienen in: Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie | Ausgabe 4/2009

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Zusammenfassung

Drogenkonsum ist ein kriminogener Faktor. Nahezu jeder unerlaubte Umgang mit Betäubungsmitteln ist in Deutschland unter Strafe gestellt. Konsumenten und Händler beschäftigen die Justiz deshalb in erheblichem Maß. Diese ist dabei nicht selten auf die Hilfe von psychowissenschaftlichen Sachverständigen angewiesen. Ihnen gilt dieser Beitrag. Er vermittelt die Grundzüge des Betäubungsmittelstrafrechts und beschreibt, welche Bedeutung der Drogenkonsum bei der Beurteilung der Schuldfähigkeit von Straftätern sowie bei der Anordnung von Maßregeln der Besserung und Sicherung aus der Sicht der Rechtsprechung hat. Außerdem befasst er sich mit den rechtlichen Konsequenzen einer Teilnahme am Straßenverkehr unter Drogeneinfluss. Darüber hinaus werden Anforderungen an das Sachverständigengutachten bei der strafrechtlichen Beurteilung von Drogenabhängigen formuliert.
Fußnoten
1
Zahlen aus dem „Drogen- und Suchtbericht 2005“; zitiert nach Schöch in Leipziger Kommentar StGB 12. Aufl. § 64 Rdn. 10.
 
2
Polizeiliche Kriminalstatistik für 2005; zitiert nach Schöch aaO.
 
3
Statistisches Bundesamt Strafverfolgung 2007, Tab. 2.1: 897.631 Verurteilte; davon 57.116, bei denen der Verstoß gegen das BtMG den Schwerpunkt bildete.
 
4
Statistisches Bundesamt Strafverfolgung 2007, Tab. 5.1.
 
5
Zu den Einzelheiten der Entwicklung des Betäubungsmittelrechts vgl. Endriß/Malek, Betäubungsmittelstrafrecht 2. Aufl. S. 1 f.; Weber, Betäubungsmittelgesetz 3. Aufl. Einleitung Rdn.3 ff.
 
6
Zu einzelnen Betäubungsmitteln sowie dem Inhalt der Anlagen I bis III vgl. Weber (FN 5).
 
7
Betäubungsmittel-AußenhandelsVO, -BinnenhandelsVO, -VerschreibungsVO, -KostenVO; zu den Einzelheiten vgl. Weber (FN 5).
 
8
Ausnahmen nach § 4 BtMG (Apotheken, Bundes- und Landesbehörden) und § 10 a BtMG (Drogenkonsumräume).
 
9
Vgl. hierzu BGHSt 50, 252 = NJW 2005, 3790 (GSSt 1/05); verfassungsrechtliche Bedenken bestehen gegen diese weite Auslegung nicht, vgl. BVerfG NJW 2007, 1193 [Die Entscheidungen des Bundesgerichtshofs werden im Folgenden jeweils auch mit dem Aktenzeichen zitiert. Dies erleichtert das Auffinden bei einer Recherche unter http://​www.​bundesgerichtsho​f.​de.].
 
10
BGHSt 53, 89 = NJW 2009, 863 (2 StR 86/08).
 
11
Vgl. Weber (FN 5) § 31 a Rdn. 82 ff.
 
12
Nachweise bei Theune NStZ 1997, 57, 59; kritisch zu dieser Differenzierung Kreuzer FS für Schewe 1991 S. 87, 90 f.
 
13
Eine vergleichbare Regelung galt nur für das Delikt der Geldwäsche (§ 261 Abs. 10 StGB). Im Bereich des Terrorismus (§ 129 a StGB) war eine früher bestehende Regelung bis Ende 1999 befristet.
 
14
So der Titel eines Aufsatzes von Mülhoff/Pfeiffer ZRP 2000, 121.
 
15
Zu den Einzelheiten vgl. Weber (FN 5) § 31 Rdn. 73 ff.
 
16
BGH NStZ-RR 2003, 245 (1 StR 88/03); NStZ 2004, 691 (5 StR 71/04); NStZ-RR 2005, 88 (5 StR 480/04); NStZ 2007, 166 (1 StR 493/06); StV 2008, 451 (2 StR 147/08); vgl. auch Pfister FPPK 2008, 3, 10.
 
17
Weber (FN 5) vor §§ 35 ff. Rdn. 2.
 
18
Zu den Einzelheiten vgl. Gerasch in diesem Heft, doi 10.1007/s11757-009-0024-0.
 
19
BGHSt 43, 66 = NJW 1997, 2460 (1 StR 511/95).
 
20
BGH, Beschl. v. 28.10.1976 – 2 StR 242/76.
 
21
BGH NStZ 1989, 430 (5 StR 175/89); NStZ-RR 1997, 227 (1 StR 65/97); kritisch hierzu Schramm/Kröber Med Sach 1994, 205.
 
22
BGH NStZ 2000, 86 (4 StR 376/99).
 
23
Vgl. hierzu Maatz Blutalkohol Supplement 2003, 7; zur Kompetenzabgrenzung bei der Schuldfähigkeitsbegutachtung vgl. auch Boetticher u. a. FPPK 2007, 3.
 
24
Fischer, StGB 56. Aufl. § 20 Rdn. 49.
 
25
Die Einzelfallentscheidung unterliegt revisionsgerichtlicher Überprüfung, bei der durchaus unterschiedliche Akzente gesetzt werden können; vgl. zur Notwendigkeit eines Sachverständigen bei Tötungsdelikten einerseits BGH NStZ 2008, 644 (5 StR 193/07), RuP 2008, 68 (5 StR 197/07) sowie andererseits BGH NJW 2008, 1329 (1 StR 648/07).
 
26
Meyer-Goßner, StPO 52. Aufl. § 244 Rdn. 74 b.
 
27
BGH bei Holtz MDR 1977, 105, 106 (3 StR 292/76).
 
28
BGH NStZ 2001, 82 (3 StR 224/00); NStZ 2003, 370 (5 StR 573/02).
 
29
BGH NStZ 2006, 151 (2 StR 389/05).
 
30
BGH NStZ 2003, 480 (3 StR 435/02); NStZ 2005, 151 (1 StR 254/04); NStZ-RR 2009, 230 (3 StR 3 StR 505/08).
 
31
BGHSt 49, 239 (5 StR 93/04); NStZ 2009, 202 (5 StR 456/08).
 
32
NStZ 2008, 330 (3 StR 479/07).
 
33
BGH NStZ 2005, 210 (2 StR 329/04); Einzelheiten bei Schöch (FN 1) § 64 Rdn. 44 ff.
 
34
BGH StV 2008, 405 (3 StR 38/08).
 
35
BGH NStZ 2007, 697 (1 StR 332/07).
 
36
BGH NStZ-RR 1997, 231 (2 StR 470/96).
 
37
BGH StV 2008, 405 (3 StR 38/08).
 
38
BGH NStZ-RR 2009, 48 (3 StR 275/08).
 
39
BGH NStZ-RR 2000, 365 (2 StR 589/99).
 
40
BGH NStZ 1994, 30 (4 StR 374/93).
 
41
BGH aaO.
 
42
Schöch (FN 1) § 64 Rdn. 87 f.
 
43
BGH, Beschl. v. 3.8.2004 – 1 StR 192/04.
 
44
BGH StV 1998, 74 (2 StR 608/96).
 
45
BGH NStZ-RR 2008, 234 (3 StR 148/08).
 
46
BGH, Beschl. v. 8.8.2008 – 2 StR 337/08.
 
47
Vgl. hierzu Boetticher u. a. FPPK 2007, 90, 92.
 
48
BVerfGE 91, 1 = NStZ 1994, 578.
 
49
Gleichwohl muss der BGH auch heute noch gelegentlich die Verwendung des alten Maßstabs beanstanden; vgl. zuletzt Beschl. v. 11.3.2009 – 2 StR 537/08 (vorangehend LG Bonn).
 
50
BGH, Beschl. v. 16.9.2008 – 5 StR 378/08.
 
51
Strenger hingegen Schöch (FN 1) § 64 Rdn. 136: mehr als ein Jahr.
 
52
Diese Fallgruppen waren in dem Gesetzentwurf des Bundesrats (BT-Dr 16/1344, S.12) enthalten, auf den der Rechtsausschuss zur Begründung der Soll-Vorschrift Bezug genommen hat (BT-Dr 16/5137).
 
53
BGH NStZ-RR 2003, 12 (4 StR 330/02); Beschl. v. 20.7.2004 – 3 StR 228/04.
 
54
BGH StV 2008, 405 (3 StR 38/08); Beschlüsse v. 8.8.2008 – 2 StR 277/08 und 2 StR 337/08.
 
55
Vgl. Bericht des Rechtsausschusses (BT-Dr 16/5137 S.11) unter Hinweis auf den Gesetzentwurf des Bundesrats (BT-Dr 16/1344 S.17).
 
56
So der Bericht des Rechtsausschusses (BT-Dr 16/5137 S.11).
 
57
Meyer-Goßner (FN 26) § 246 a Rdn. 2.
 
58
BGH NStZ 2009, 393 (3 StR 224/08).
 
59
BGH NStZ-RR 2008, 182 (1 StR 103/08); StV 2008, 635 (2 StR 237/08).
 
60
Schöch (FN 1) § 64 Rdn. 97.
 
61
Berichten aus der Praxis zufolge haben absolut drogenfreie Groß-Dealer bereits versucht, sich im Strafverfahren als suchtmittelabhängig darzustellen, um nach einer Unterbringung die „Segnungen“ des § 67 Abs. 2 Satz 3 StGB ausnutzen zu können.
 
62
BGH NStZ 2009, 87 (1 StR 478/08).
 
63
BGH NStZ 2003, 257 (2 StR 333/02); NStZ 2008, 213 (3 StR 390/07).
 
64
Zu den Einzelheiten vgl. König in Leipziger Kommentar 12. Aufl. § 316 Rdn. 59 ff. und 144 ff.
 
65
König (FN 64) Rdn. 148 a.
 
66
BGHSt 44, 219 = NStZ 1999, 407 (4 StR 395/98).
 
67
Vgl. König (FN 64) Rdn. 164 f.
 
68
BGBl I 2007, 1045.
 
69
BVerfG NJW 2005, 349; vgl. dazu Krumdiek VRR 2008, 368.
 
Metadaten
Titel
Drogenkonsum und Strafrecht
verfasst von
RiBGH Wolfgang Pfister
Publikationsdatum
01.11.2009
Verlag
D. Steinkopff-Verlag
Erschienen in
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie / Ausgabe 4/2009
Print ISSN: 1862-7072
Elektronische ISSN: 1862-7080
DOI
https://doi.org/10.1007/s11757-009-0020-4

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