Auszug
Gleich mehrere Arbeiten, die sich mit HFOs beschäftigten, tauchten bei der Suche nach interessanten Beiträgen für den Journal Club auf. Für Patienten mit fokalen Anfällen und normalem MRT ist es etabliert, dass sinusoidale Wellen mit großen Amplituden und hohen Frequenzen (>80 Hz), sog. HFOs, geeignete EEG-Marker sind, um die „
seizure onset zone“ (SOZ) zu identifizieren (Review: [
1,
2]). Die HFOs sind nach ihrer Frequenz noch weiter unterteilt in „ripples“ (80–200 Hz) und „fast ripples“ (200–500 Hz). Es gibt Hinweise, dass bei einem epilepsiechirurgischen Eingriff die Entfernung der SOZ–Regionen, definiert über die HFOs, besser mit dem postoperativen Outcome korreliert, als wenn die SOZ über die interiktalen Spikes oder über andere Verfahren bestimmt waren. Fujiwara et al. [
3] konnten dies erneut bei Patienten mit tuberöser Sklerose demonstrieren, wo die Entfernung der HFO-Regionen bessere Ergebnisse brachte, als wenn man sich an der Größe der Tumoren oder an ihrer ungewöhnlichen Darstellung im MRT orientiert hatte. Aber – HFOs werden nicht nur im epileptischen Gewebe, sondern auch bei kognitiven Prozessen beobachtet. Die Unterscheidung von „guten“ = physiologischen „ripples“ bei normaler neuronaler Aktivität und den „bösen“ pathologischen „ripples“ bei epileptischer Entladung scheint wohl nicht ganz einfach zu sein. Zur weiteren Klärung analysierten Pail et al. [
4] interiktale HFOs bezüglich ihrer Häufigkeit, ihrer Dauer und der Höhe ihrer Amplitude in der SOZ, in der irritativen Zone (IS) und außerhalb dieser Zonen in nicht-epileptischem Gewebe (nonSOZ/nonIS). Sie fanden – wie zu erwarten – „ripples“ und „fast ripples“ besonders häufig und mit auffallend hohen Amplituden in den SOZ im Vergleich zu den IS- und nonSOZ/nonIS-Regionen. Die Bedeutung der Dauer der HFOs – von einigen Autoren werden sie in SOZ als kürzer beschrieben, was von anderen so nicht gesehen wird – und die Frage, für was die Dauer steht, sind noch unklar. Van Klink et al. [
5] sahen sich mit dieser Technik Rolandic Spikes (RS) genauer an. Sie unterschieden Patienten mit isolierten Rolandic Spikes im EEG ohne Epilepsie, Patienten mit typischen BECTS („benign epilepsy with centrotemporal spike“) und solche mit atypischen Rolando-Epilepsien bis hin zu „continuous spikes and waves during slow sleep“ (CSWS). Werden auf dem RS superponierte „ripples“ gesehen, so steigt die Wahrscheinlichkeit, dass gleichzeitig eine Epilepsie besteht, während Kinder mit isolierten RS ohne Epilepsie nur sehr selten „ripples“ auf dem RS zeigten. War die Rate von „ripples“ besonders hoch, so wurde es immer wahrscheinlicher, dass es sich nicht um eine BECTS handeln würde, es wurden vermehrt Fälle von atypischer Rolando-Epilepsie/CSWS gefunden. Nach Meinung der Autoren sind die „ripples“ somit Marker für die Schwere der Epilepsie – eine Aussage, die aber noch an einem größeren Kollektiv verifiziert werden müsste: Untersucht wurden ja nur 22 Kinder, davon acht mit BECTS, acht mit atypischen Rolando-Epilepsien. …