Erschienen in:
12.12.2023 | Blitzlicht
Fürsorglicher Zwang – Übernahme von Verantwortung
verfasst von:
Prof. Dr. Hans-Ludwig Kröber
Erschienen in:
Forensische Psychiatrie, Psychologie, Kriminologie
|
Ausgabe 1/2024
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Auszug
Die Parole „no restraint“ (Conolly
1856), konsequenter Verzicht auf mechanische Zwangsmaßnahmen, war ein zunächst eher theoretischer Wendepunkt praktischer Psychiatrie, im bereits von Persönlichkeiten wie Pinel (1745–1826) angestoßenen Prozess der Auflösung von Asylen und der Entwicklung psychiatrischer Kliniken und psychiatrischer Behandlung. Hanwell Asylum, das Conolly leitete, war eine kleine private Anstalt; „moral treatment“ statt mechanischer Zwangsmaßnahmen erfordert nicht nur eine andere Einstellung der Betreuenden, es ist natürlich auch wesentlich personal- und kostenaufwendiger. Es dauerte noch deutlich länger, bis auch die armen Irren menschenwürdiger untergebracht waren. Es ging buchstäblich darum, die „Irren“ von ihren Ketten zu befreien, an denen sie hingen, weil die wenigen Wärter sich nicht groß um sie kümmern konnten. Es ging in den Bereichen der unruhigen, potenziell gefährlichen Kranken zu wie im Stall; geregelt waren Nahrung und Ausscheidungen. Für „no restraint“ standen in Deutschland dann Christian Roller oder Wilhelm Griesinger, in Frankreich Morel. …