Erschienen in:
11.06.2018 | Genitalverletzungen | Geschichte der Urologie
Auf der Suche nach einer Kultur- und Technikgeschichte der männlichen Genitalprothetik
verfasst von:
Myriam Raboldt
Erschienen in:
Die Urologie
|
Ausgabe 2/2019
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Zusammenfassung
Über den sog. „Prothesenboom“ des Ersten Weltkrieges ist in der technikhistorischen Forschung viel geschrieben worden. Mit der (teilweise staatlichen) Versorgung der Kriegsversehrten mit Arm- und Beinprothesen sei v. a. das Ziel der Wiederherstellung der Arbeitskraft verfolgt worden. Da eine geschlechtersensible Perspektive in diesen Studien meist nicht eingenommen wird, bleibt größtenteils unthematisiert, inwiefern durch die Massenprothetisierungen der Kriegsversehrten auch eine Überarbeitung der durch die Kriegsfolgen brüchig gewordenen hegemonialen Männlichkeit stattgefunden hat. Vor allem Genitalverletzungen, die sowohl im Ersten und Zweiten Weltkrieg als auch aktuell keine Seltenheit darstellen, sowie deren mögliche Wiederherstellungspraxen wurden (und werden bis heute) weitestgehend tabuisiert. Ausgehend von dieser sich auch in der technik-, kultur- und geschlechterhistorischen Forschungsliteratur widerspiegelnden Lücke werden in diesem Beitrag Objekte kursorisch vorgestellt, die für ein Nachdenken über eine umfassendere Kultur- und Technikgeschichte der männlichen Genitalprothetik in Frage kämen. Dabei wird von der These eines „doing gender durch Techniknutzung“ ausgegangen – also der Annahme, dass Geschlecht immer wieder durch (medizin)technologische Praxen hergestellt wurde und wird.