Weniger Nierensteine unter SGLT2-Hemmern

In einer Kohortenstudie aus den USA waren SGLT2-Inhibitoren im Vergleich mit anderen Glukosesenkern (GLP-1-Rezeptor-Agonisten, DPP4-Inhibitoren) mit einem geringeren Nierensteinrisiko assoziiert. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Wirkweise von SGLT2-Inhibitoren besteht in der spezifischen Hemmung eines natriumabhängigen Glukosetransporters (SGLT2) in der Niere, der für rund 90% der Glukoserückresorption verantwortlich ist. Als Folge kommt es zur vermehrten Glukoseausscheidung über den Harn. Die SGLT2-Inhibition hat neben der Blutzuckersenkung nachweislich sowohl kardio- als auch nephroprotektive Effekte. Durch die Änderung der Urinzusammensetzung ergibt sich darüber hinaus offenbar noch ein weiterer Vorteil, nämlich ein vergleichsweise geringes Nierensteinrisiko. Vergleich mit anderen Glukosesenkern Diesen bisher kontrovers diskutierten Zusammenhang konnte ein Team aus Boston jetzt mit einer Kohortenstudie untermauern. An der Studie, die auf drei US-Datenbanken – zwei kommerziellen und einer nichtkommerziellen – basiert, nahmen erwachsene Diabeteskranke ohne Nieren- oder Harnsteine in der Vorgeschichte teil. Zur Senkung der Blutglukose hatten sie eine von drei Substanzen erhalten: einen SGLT2-Hemmer, einen GLP(Glucagon-Like-Peptide)-1-Rezeptor-Agonisten oder einen DPP(Dipeptidyl-Peptidase)4-Hemmer. Mit der Methode des Propensity Score Matching wurden aufeinander abgestimmte Behandlungspaare gebildet. Verglichen wurden SGLT2-Hemmer versus GLP-1-Analogon (jeweils 358.203 Patienten, medianes Alter 61 Jahre, Nachbeobachtungsdauer median 192 bzw. 172 Tage) sowie SGLT2-Hemmer versus DPP4-Inhibitor (jeweils 331.028 Patienten, medianes Alter 62 Jahre, Dauer median 201 bzw. 194 Tage). Nierensteinrisiko um relative 30% reduziert In beiden Vergleichskohorten war das Nierensteinrisiko bei Behandlung mit einem SGLT2-Hemmer deutlich niedriger: Im Vergleich mit dem GLP-1-Agonisten betrug die Nephrolithiasisrate 15 gegenüber 21 pro 1000 Personenjahre (–31%), im Vergleich mit dem DPP4-Inhibitor 15 versus 20 pro 1000 Personenjahre (–26%). Die Kurven waren in beiden Fällen nach ungefähr einem Monat auseinandergegangen. Im Schnitt hatten die Beteiligten mehr als zwei Antidiabetika verschrieben bekommen, in 14% bzw. 13% war von Anfang an ein Thiazid dabei gewesen, in 13% bzw. 12% ein Schleifendiuretikum. 40% bzw. 34% der Teilnehmenden waren adipös. Jüngere profitieren mehr Nach Julie M. Paik vom Brigham and Women’s Hospital in Boston und ihrem Team war die Risikoreduktion unter SGLT2-Hemmern bei Personen unter 70 Jahren deutlicher ausgeprägt als bei Älteren (Abnahme um relative 34% gegenüber 15%, jeweils pro 1000 Personenjahre). Dies könnte der unterschiedlichen Steinzusammensetzung in den verschiedenen Altersgruppen geschuldet sein, spekuliert das Forschungsteam. Über Erstere habe man allerdings keine detaillierten Informationen gehabt. SGLT2-Inhibitoren bewirken eine vermehrte Citratausscheidung über den Urin. Durch Komplexbildung von Citrat mit Kalzium werde verhindert, dass dieses zur Bildung von kalziumhaltigen Harnsteinen zur Verfügung steht, so Paik und Kollegen. Mit der Citratausscheidung steige außerdem der pH-Wert des Urins, was der Bildung von Uratsteinen entgegenwirke. Und schließlich könne über die antiinflammatorische Wirkung der SGLT2-Inhibitoren die Bildung einer Kernmatrix und damit die Steinbildung unterbunden werden. Dem Team zufolge könnten die Studienerkenntnisse bei der individuellen Auswahl des Glukosesenkers nützlich sein. So seien SGLT2-Inhibitoren möglicherweise besonders für Diabeteskranke mit erhöhtem Steinrisiko geeignet. Das Wichtigste in Kürze Frage: Zusammenhang zwischen der Einnahme von SGLT2-Inhibitoren und dem Nierensteinrisiko bei Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes. Antwort: Unter einem SGLT2-Hemmer ist das Risiko, eine Nephrolithiasis zu entwickeln, offenbar niedriger als unter einem GLP-1-Rezeptor-Agonisten oder einem DPP4-Inhibitor. Bedeutung: Besonders bei Patienten und Patientinnen mit erhöhtem Steinrisiko könnte die Gabe eines SGLT2-Inhibitors von Vorteil sein. Einschränkung: Daten aus US-Umfragen; relativ kurze Nachbeobachtungsdauer (ca. ein halbes Jahr); keine Differenzierung zwischen verschiedenen SGLT2-Inhibitoren; keine Informationen zu OTC-Präparaten.

Springer Medizin

Weniger Nierensteine unter SGLT2-Hemmern

Weiterführende Themen

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft