Hohe Mortalität bei kardiogenem Schock trotz VA-ECMO

Der Einsatz einer venoarteriellen extrakorporalen Membranoxygenierung (VA-ECMO) nach kardiogenem Schock wird immer beliebter. Jetzt gibt es Evidenz, dass die mechanische Kreislaufunterstützung die Überlebenschancen nicht verbessert. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Fast die Hälfte der Patienten und Patientinnen stirbt nach einem kardiogenen Schock. Bemühungen, die hohe Sterberate zu senken, haben dazu geführt, dass sich der Einsatz von VA-ECMO in den vergangenen zehn Jahren fast verzehnfacht hat. Die Studienlage dazu beschränkt sich jedoch auf Beobachtungsdaten und wenige kleinere randomisierte Studien. Den potenziellen Vorteilen der hämodynamischen Stabilisierung durch eine VA-ECMO stehen beträchtliche Nachteile durch Komplikationen gegenüber, zeigen randomisierte Daten aus Deutschland und Slowenien. Einbezogen wurden 417 Personen mit akutem Myokardinfarkt und kardiogenem Schock, bei denen eine frühe Revaskularisation geplant war. Sie waren median 63 Jahre alt (19% Frauen) und wurden in 44 Kliniken behandelt. Die Teilnehmenden wurden nach dem Zufallsprinzip einer frühen VA-ECMO plus medikamentöser Standardtherapie oder der alleinigen konventionellen Versorgung zugeteilt. Primärer Endpunkt der bisher größten, randomisierten Studie dazu war die 30-Tages-Gesamtmortalität. Zu den Sicherheitsendpunkten zählten Blutungen, Schlaganfälle und periphere Gefäßkomplikationen, die eine interventionelle oder chirurgische Therapie rechtfertigten. VA-ECMO: Ähnliche Sterberate, mehr Blutungen Entgegen der Hypothese von Prof. Holger Thiele vom Herzzentrum Leipzig und seinem Team senkte die VA-ECMO die 30-Tages-Mortalität nicht. Sie betrug knapp 48% in der Interventions- und 49% in der Kontrollgruppe, was kein signifikanter Unterschied ist. Die mediane Beatmungsdauer lag bei sieben bzw. fünf Tagen. Deutlichere Unterschiede zeigten sich bei den Komplikationen. Moderate bis schwere Blutungen traten bei mehr als 23% in der VA-ECMO-Gruppe und nur bei knapp 10% der Kontrollen auf, was einem mehr als verdoppelten Risiko in der Interventionsgruppe entspricht. Zu peripheren Gefäßkomplikationen, die einen Eingriff erforderlich machten, kam es bei 11% bzw. fast 4%, sodass das Risiko bei VA-ECMO fast um das Dreifache erhöht war. Weniger ist mehr „Eine frühe routinemäßige VA-ECMO war einer klassischen medikamentösen Therapie in Hinblick auf die Gesamtmortalität nach 30 Tagen bei Personen mit akutem Myokardinfarkt, der durch einen kardiogenen Schock kompliziert wurde, und geplanter früher Revaskularisation nicht überlegen“, lautet das Fazit der Forschenden um Thiele. Dieses Ergebnis sowie das erhöhte Komplikationsrisiko könnten möglicherweise ein Umdenken erforderlich machen, weg von einem routinemäßigen Einsatz der Geräte, gibt der Herzspezialist in einer Pressemitteilung zu bedenken. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie effektiv ist eine frühe VA-ECMO plus konventionelle medikamentöse Versorgung gegenüber der alleinigen Standardtherapie bei kardiogenem Schock? Antwort: Bei Personen mit akutem Herzinfarkt und kardiogenem Schock, bei denen eine frühe Revaskularisation geplant ist, ist die 30-Tages-Mortalität unter VA-ECMO nicht verringert, es treten aber mehr Komplikationen auf. Bedeutung: Die Ergebnisse stellen den Studienautoren den routinemäßigen Einsatz von VA-ECMO bei dieser Patientengruppe infrage. Einschränkung: Eine Verblindung der Interventionen war nicht möglich, was die Therapieentscheidungen der Ärzte und Ärztinnen beeinflusst haben könnte.

Springer Medizin

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