Erschienen in:
18.01.2023 | Knochendefekte | Leitthema
Knöcherne Glenoidrekonstruktion in der Revisionsendoprothetik
verfasst von:
Dr. Ludwig Seebauer
Erschienen in:
Die Orthopädie
|
Ausgabe 2/2023
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Zusammenfassung
Glenoidpathologien sind eine der Hauptindikationen für Revisionen von Schulterendoprothesen. In den meisten Fällen ist der glenoidale Knochendefekt mit Defekten oder Insuffizienzen der Rotatorenmanschette verbunden, sodass als Revisionsimplantat nur die inverse Schultertotalendoprothese infrage kommt. Zur dauerhaft stabilen Fixation der Glenoidkomponente, zur Vermeidung von inferiorem Glenoid-Notching und zur Erzielung einer optimalen Funktion ist eine möglichst physiologische Wiederherstellung der dreidimensionalen Glenoidanatomie notwendig. Um die individuellen Glenoidpathologien differenzialtherapeutisch optimal anzugehen, ist eine Klassifikation der Defekte wichtig. Hierbei ist grundsätzlich zwischen zentrischen „contained“ und exzentrischen „uncontained“ Defekten zu unterscheiden. Häufig kommen Kombinationen vor. Wichtig ist auch, den Schweregrad, die Tiefe und die dreidimensionale Orientierung des Defekts zu berücksichtigen. Daher ist präoperativ eine CT-Analyse des Glenoids notwendig. Die gewonnenen Daten sollten für eine computerassistierte Planung zur Bestimmung der optimalen Position der Glenoidbasisplatte, Art und Form des Revisionsimplantats sowie Größe und Form des Knochentransplantats benutzt werden. Die Art der Knochenspankonfiguration und -fixation sowie die Entscheidung zwischen ein- oder zweizeitigem Vorgehen hängen vom Defekttyp und von der Defektschwere ab. Bei Patienten mit guter Knochenqualität empfehlen wir die Defektrekonstruktion mit autologem Beckenkammspan. Bei technisch korrekter Spanimplantation und korrektem Protheseneinbau ist eine Integration des Knochentransplantats sowie dauerhafte Festigkeit der Glenoidkomponente mit zufriedenstellenden klinischen Ergebnissen zu erwarten. Durch den knöchernen Wiederaufbau des Defekts ist langfristig die wiederholte Versorgung mit einer inversen Glenoidkomponente einfacher möglich.