Kongresspräsident Prof. Hochhaus und Prof. Dr. Jens-Uwe Blohmer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft sprechen über Ihre Highlights des DKK 2020. Prof. Blohmer erzählt im Interview, wieso für ihn besonders die Sitzungen zum Mammakarzinom interessant sind.
Prof. Hochhaus, bitte nennen Sie mir drei Gründe, warum sich ein Besuch des DKK lohnt.
Prof. Hochhaus: Erstens: Das geballte Fachwissen. Wir erwarten mehr als 10.000 Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen der Onkologie. Zweitens: Die Interdisziplinarität. Die onkologische Behandlung ist komplex: Für eine optimale Versorgung müssen viele Fachrichtungen und Berufsgruppen – wie etwa die Chirurgie, Strahlentherapie, medikamentöse Tumortherapie, Pathologie, Radiologie, Gynäkologie und Pflege – eng zusammenarbeiten. Dieses Zusammenspiel ist auch in unseren Sitzungen abgebildet.
Und drittens: Der wissenschaftliche Austausch. Wir bieten neben den klassischen Vortragsformaten auch Pro-Kontra-Diskussionen mit TED-Abstimmung und interaktive Tumorkonferenzen an, um die kollegiale Diskussion anzuregen. Besonders junge Onkologen, Studierende und Nachwuchswissenschaftler sollten diese Gelegenheit nutzen. In den meisten Sitzungen übernehmen junge Expertinnen und Experten im Tandem mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen den Vorsitz. Für den medizinischen und wissenschaftlichen Nachwuchs wird es zudem speziell zugeschnittene Informationsangebote geben.
Das Kongressmotto zum DKK 2020 enthält auch die Forderung nach der „optimalen Versorgung für alle“. Wo sehen Sie die Herausforderungen?
Prof. Hochhaus: Das medizinische Wissen über die Tumorbiologie wächst rasant und damit das Potenzial für die Entwicklung neuer Therapieansätze. Das ist an sich ja sehr positiv. Aber im Zuge des vermehrten Einsatzes der personalisierten Medizin werden die Patientengruppen, die von einer bestimmten Behandlung profitieren, immer kleiner. Wir müssen sicherstellen, dass gute und sichere Ansätze auch im Versorgungsalltag ankommen. Wir müssen diskutieren, wie sich medizinische Innovationen so in die bestehende Versorgung einfügen lassen, dass möglichst alle Betroffenen davon profitieren.
Prof. Blohmer, welche Highlights hält der Kongress für die gynäkologische Onkologie bereit?
Prof. Blohmer: Ein Highlight ist für mich die Plenarsitzung „Therapie-Deeskalation beim frühen Mammakarzinom“. Dort geht es um die Frage, wie man Patientinnen mit frühem Brustkrebs individueller behandeln und dabei das Risiko einer Über- respektive Untertherapie senken kann. Beispiel Strahlentherapie: In vielen Fällen lässt sich die strahlentherapeutische Dosis und damit auch die Belastung für die Patientin verringern, ohne dass die Wirkung beeinträchtigt wird.
Im zweiten Teil der Plenarsitzung geht es um die Systemtherapie beim metastasierten Mammakarzinom: Wenn die einzelnen Zellklone des Tumors durch die Therapie nicht zerstört werden, können resistente Klone bestehen bleiben. Die Therapie sollte also entweder so effektiv sein, dass durch die Überwindung einer primären Resistenz alle Tumorzellen vernichtet werden, oder dass dies in einer Folgetherapie mit den unter der Therapie entstandenen, sekundär resistenten Zellen geschieht.
Molekulare Tumorprofile können helfen, die Therapieergebnisse zu verbessern, beispielsweise durch die Erkennung von Genmutationen, die die Basis für die gezielte Therapie sein können und/oder die Ursache für eine primäre oder sekundäre Resistenz, die im Idealfall durch eine individualisierte Therapie vermieden werden kann. Neuere Studien dazu werden auf dem DKK vorgestellt. Im Rahmen der Plenarsitzung wollen wir deshalb über neue Entwicklungen in der molekularen Diagnostik beim metastasierten Mammakarzinom diskutieren. Sollte diese molekulare Diagnostik für alle Patientinnen mit einem Mammakarzinom die Therapiegrundlage bilden oder die bisherigen, in klinischen Studien geprüften Tumoreigenschaften? Welche Rolle spielt dabei die primäre und/oder erworbene Immunogenität z.B. des triple-negativen Mammkarzinoms für die Therapieplanung? Dazu werden die neuesten Entwicklungen der Immuntherapie des Mammakarzinoms besprochen. Beim PD-L1-positiven triple-negativen metastasierten Mammakarzinom gibt es bereits für einen Checkpoint-Inhibitor in Deutschland eine Zulassung.
Wo liegen die Programmschwerpunkte beim Unterleibskrebs?
Prof. Blohmer: Der DKK deckt hier ein breites Themenspektrum ab. Es wird z.B. über die Diagnostik und Therapie des Vulva- und des Vaginalkarzioms und über das familiäre Ovarialkarzinom gesprochen. Neuere Erkenntnisse in der minimal-invasiven Therapie des Zervixkarzinoms werden diskutiert und neuere Kombinationen von medikamentösen Therapien beim Ovarialkarzinom, wie etwa die Kombination von PARP-Inhibitoren mit Angiogenesehemmern.
Zudem gibt es interaktive Tumorkonferenzen, in denen mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Fachbereichen zu seltenen Tumoren des Ovars diskutiert wird. Wenn Sie die Möglichkeit haben, sollten Sie in jedem Fall an einer solchen Sitzung teilnehmen und sich mit Kolleginnen und Kollegen anderer Fachrichtungen austauschen.
Kostenfrei: Die App zum DKK 2020 |
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