Erschienen in:
01.05.2017 | Prisma
Urologische Nobelpreise (Teil 2)
Mitten ins Herz — Salto Mortale
verfasst von:
Prof. Dr. med. Elmar W. Gerharz
Erschienen in:
Uro-News
|
Ausgabe 5/2017
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Auszug
Zu einem „Todessprung“ hätte es werden können, als sich der Berliner Werner Otto Theodor Forßmann im Frühsommer 1929 im Selbstversuch zum ersten Mal in der Geschichte der Medizin eine Sonde in die rechte Herzkammer vorschob. „Mit einem derart lächerlichen Kunststück habilitiert man sich vielleicht in einem Zirkus, aber nicht an einer ordentlichen deutschen Klinik“, kommentierte sein späterer Chef an der Charité, Chirurgenlegende Ferdinand Sauerbruch, das im November 1929 in der Klinischen Wochenschrift publizierte Experiment mit vernichtender Abfälligkeit. „Man schiebt sich keine Fahrradspeiche ins Herz“, mit diesem oder ähnlichen Sprüchen wurde der damals 25-Jährige auch von seinen Kollegen verspottet. Selbst in einem Artikel zu Forßmanns 100. Geburtstag klingt noch etwas Missgunst durch, wenn der unerschrockene Selbstversuch quasi als Selbstvermarktungs-Coup diskreditiert wird: Sein „Ziel bestand darin, die Ungefährlichkeit der Herzkatheterisierung beim Menschen durch ein spektakuläres Experiment zu beweisen, um sich dadurch für eine akademische Karriere ins Gespräch zu bringen“. …