17.07.2013 | Übersicht
Mukosale Homöostase und orale Toleranz
Erschienen in: Allergo Journal | Ausgabe 5/2013
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Die Begriffe „mukosale Homöostase“ und „orale Toleranz“ beziehen sich zunächst auf immunologische Mechanismen im Gastrointestinaltrakt (GIT), die für die Aufrechterhaltung der lokalen und systemischen Homöostase von entscheidender Bedeutung sind. Es handelt sich dabei um ein komplexes Netzwerk von innaten und adaptiven Immunreaktionen, die nicht nur für das Gleichgewicht der Standortflora im GIT wichtig sind, sondern auch die Toleranz gegenüber Proteinen aus der täglichen Nahrung regulieren. Die epitheliale Barriere stellt eine mechanische Grenze dar, die u. a. durch die Aktivierung von Rezeptoren des innaten Immunsystems zur Homöostase beiträgt. Im Hinblick auf das adaptive Immunsystem spielen Immunglobulin(Ig)-A-produzierende Plasmazellen eine tragende Rolle bei der Immunexklusion. Die Immunsuppression hingegen wird vornehmlich durch T-Zell-Depletion, T-Zell-Anergie und die Induktion sogenannter regulatorischer T-Zellen gesteuert, wobei letztere als zentraler Bestandteil der oralen Toleranz angesehen werden. Es verdichten sich Hinweise darauf, dass immunologische Mechanismen der oralen Toleranz nicht nur auf den GIT beschränkt sind, sondern auch an anderen Schleimhäuten, wie der Mundschleimhaut, zu finden sind. Klinisch hat die orale Toleranz einen besonderen Stellenwert sowohl bei der Entstehung als auch bei der Behandlung von IgE-vermittelten Allergien, denn es ist bekannt, dass der Zusammenbruch der oralen Toleranz zur Entstehung von Allergien führen kann. Zum anderen wird versucht, über eine Förderung bzw. Reinstallation von Toleranz und dabei auch der oralen Toleranz, Allergien entgegenzuwirken. Daher ist das Wissen über die genauen Mechanismen der oralen Toleranz nicht nur wichtig für die Prävention von Allergien, sondern auch im Hinblick auf die Entwicklung neuer Therapiestrategien.