Erschienen in:
20.03.2019 | Pathologie | Geschichte der Urologie
Quecksilber oder Sarsaparille. Zur Arzneimitteltherapie venerischer Erkrankungen bei Johannes Franc (1649–1725) und Friedrich Hoffmann (1660–1742)
verfasst von:
PD Dr. M. Schochow, Prof. Dr. Dr. H.-J. Winckelmann, PD Dr. F. Steger
Erschienen in:
Die Urologie
|
Ausgabe 2/2021
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Im ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert treten an die Seite der antiken Humoralpathologie schrittweise neue medizintheoretische Ansätze. Zwei bedeutende Konzepte sind die Iatrochemie und die Iatrophysik. Der Ulmer Arzt Johannes Franc (1649–1725) und der erste Professor der Medizinischen Fakultät der Fridericiana in Halle (Saale), Friedrich Hoffmann (1660–1742), sind Vertreter dieser Konzepte. Von beiden Ärzten sind Therapieanweisungen, nicht zuletzt mit Arzneimitteln, überliefert. Der Iatrochemiker Franc notierte seine Therapien in seinem medizinischen Tagebuch. Die Behandlungsmethoden des Iatrophysikers Hoffmann sind in seiner zwölfbändigen Medicina consultatoria überliefert. Wie die beiden Ärzte die neuen medizintheoretischen Konzepte anwandten, wird am Beispiel der Gonorrhoe und Syphilis analysiert. Franc und Hoffmann vertreten die Auffassung, dass beide venerischen Erkrankungen zwei getrennte Entitäten sind. Damit überwinden sie die tradierte Vorstellung, wonach die Gonorrhoe ein Stadium der Syphilis sei. Entsprechend setzen beide Ärzte unterschiedliche Arzneimitteltherapien ein. Bei den Krankheitsursachen beziehen sich Franc und Hoffmann auf humoralpathologische Vorstellungen der Dyskrasie. Gleiches gilt für ihre grundsätzlichen Therapieansätze: Sie setzen humoralpathologische Konzepte in ihrer therapeutischen Praxis um. Es werden ebenso Aderlässe, Schwitzkuren und Wasserkuren wie strenge Diäten verordnet. Dennoch sind Unterschiede bei den Behandlungsmethoden deutlich. Franc ergänzt die Humoralpathologie konsequent um Vorstellungen der Iatrochemie, wenn er die Gonorrhoe und Syphilis mit Quecksilber therapiert. Hoffmann hingegen warnt ausdrücklich vor einer Therapie der Gonorrhoe mit Quecksilber, ist aber bei der Therapie der Syphilis nicht grundsätzlich gegen den Einsatz von Arzneimitteln.