Erschienen in:
15.04.2019 | Pflege | Leitthema
Hitzeassoziierte Morbidität: Surveillance in Echtzeit mittels rettungsdienstlicher Daten aus dem Interdisziplinären Versorgungsnachweis (IVENA)
verfasst von:
Dr. Katrin Steul, Hans-Georg Jung, Ursel Heudorf
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 5/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Zur Surveillance der hitzeassoziierten Morbidität werden neben Sterbedaten auch Krankenhausentlassungsdaten oder Daten der Inanspruchnahme von Notaufnahmen oder Notfalltelefonen genutzt. In diesem Beitrag wird über die hitzeassoziierte Morbidität in Frankfurt am Main 2014–2018 unter Nutzung des webbasierten Systems „Interdisziplinärer Versorgungsnachweis“ (IVENA) berichtet.
Material und Methoden
In dem IVENA-System werden alle rettungsdienstlich oder notärztlich versorgten Patienten in Echtzeit erfasst. Ausgewertet wurden die Rettungsdiensteinsätze in den Sommermonaten (Juni–August) 2014–2018. Die Auswertungen wurden für die Rettungsdiensteinsätze insgesamt, aber auch für verschiedene hitzeassoziierte Diagnosen getrennt vorgenommen. Die Temperaturdaten der Messstelle Frankfurt Ost wurden der Internetseite der Hessischen Landesanstalt für Naturschutz, Umwelt und Geologie online als Stundenwerte entnommen. Als Hitzewelle wurden Temperaturmaxima ≥32 ℃ an mindestens 5 aufeinanderfolgenden Tagen definiert.
Ergebnisse
In den Jahren 2014–2018 ereigneten sich drei Hitzewellen nach o. g. Definition, 2015, 2016 und 2018, wobei 2018 eine extrem lange Hitzeperiode zu verzeichnen war (17 Tage insgesamt; 5 Tage Hitzewelle nach o. g. Definition und weitere 12 Tage mit hohen Temperaturen). Während der Hitzewelle 2015 wurde die höchste Übersterblichkeit (Exzessmorbidität) festgestellt: +17 % Rettungsdiensteinsätze insgesamt und +198 % Rettungsdiensteinsätze wegen hitzeassoziierter Erkrankungen. Die Auswertung der langen Hitzeperiode 2018 zeigte, dass mit zunehmender Dauer der Hitzeperiode die Rettungsdiensteinsätze wegen Exsikkose und unklaren Fiebers noch zunahmen, obwohl die Einsätze wegen hitzeassoziierter Morbidität insgesamt konstant blieben.
Schlussfolgerung
Die mittels IVENA erhobenen Daten ermöglichen sehr rasch ein vollständiges Bild über schwere akute Krankheitsbilder in der Stadt. Gesundheitliche Auswirkungen von Hitzeereignissen können so in Echtzeit untersucht werden. Das System kann zudem als Frühwarnsystem für die Präventionsarbeit genutzt werden.