Erschienen in:
21.06.2022 | Pflege | Fokus
Onkologische Versorgungssituation von Menschen mit Migrationshintergrund
Die Situation in Deutschland
verfasst von:
Prof. Dr. Hajo Zeeb
Erschienen in:
Forum
|
Ausgabe 4/2022
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Zusammenfassung
In Deutschland leben ca. 4,7 Mio. Menschen mit einer Krebsdiagnose, und Schätzungen legen nahe, dass etwa ein Sechstel dieser Gruppe einen Migrationshintergrund hat. Migrantinnen und Migranten weisen teils unterschiedliche, oftmals niedrigere Krebshäufigkeiten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung auf, besonders gut ist dies für die Gruppe der Aussiedlerinnen und Aussiedler dokumentiert. Zur onkologischen Versorgung dieser Gruppe liegen einige gezielte Studien vor, die z. B. aus dem vermehrten Vorliegen fortgeschrittener Stadien bei Erstdiagnose für einzelne Krebsarten auf das Vorliegen von Zugangsbarrieren in manchen Fällen schließen lassen. Fachärzte werden insbesondere von älteren Menschen mit eigener Migrationserfahrung seltener konsultiert. Zu den vermeidbaren Gründen für unterschiedliches Nutzungsverhalten in der onkologischen Versorgung zählen Sprachbarrieren, Informationsmängel bezüglich des Gesundheitssystems und die Erwartung von Verständigungsproblemen mit medizinischem Fachpersonal hinsichtlich soziokultureller Besonderheiten. Studien mit Brustkrebspatientinnen sowie von Kolorektalkrebs Betroffenen zeigen aber insgesamt eine hohe Zufriedenheit mit der onkologischen Versorgung. Bei der Palliativversorgung gibt es Hinweise auf eine deutliche Unterrepräsentation bestimmter Migrantengruppen und auch hinsichtlich der Teilnahme an Selbsthilfegruppen wird von Kommunikations- und anderen Barrieren berichtet. Für eine diversitätssensible onkologische Versorgung erscheint es daher wichtig, insbesondere im Bereich Kommunikation und Information Barrieren zu verringern sowie Kultursensibilität beim Personal und Teilhabe der Patientinnen und Patienten an Entscheidungen zur Versorgungsgestaltung zu stärken.