Erschienen in:
03.08.2020 | Posttraumatische Belastungsstörung | Schwerpunkt: Behandlung und Prävention von Borderline-Persönlichkeitsstörungen - Übersichten
Traumaspezifische Ausrichtung in der Behandlung von Borderline-Störungen mit komorbider Posttraumatischer Belastungsstörung
Entwicklung und Evaluation der Dialektisch-Behavioralen Therapie für komplexe Posttraumatische Belastungsstörung
verfasst von:
Prof. Dr. Martin Bohus, Miriam Biermann, Ruben Vonderlin, Kathlen Priebe, Nikolaus Kleindienst
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 5/2020
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Zusammenfassung
Etwa die Hälfte der behandlungssuchenden Patientinnen mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen (BPS) erfüllt die Diagnosekriterien einer komorbiden Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Die Komorbidität von BPS und PTBS findet sich besonders oft bei Menschen, die in Kindheit und Jugend sexuellen Missbrauch erlebten. Neben ausgeprägten Störungen der Emotionsregulation, des Selbstkonzepts und der sozialen Interaktion dominieren Probleme des Traumagedächtnisses mit Intrusionen und Flashbacks, Dissoziation und Albträumen. Phänomenologisch unterscheiden sich diese Patientinnen allenfalls geringfügig von Patientinnen mit komplexer PTBS nach ICD-11. Ohne traumaspezifische Behandlung zeigen die Betroffenen auch nach evidenzbasierter Psychotherapie deutlich schlechtere Verläufe und damit eine höhere Wahrscheinlichkeit zu chronifizieren.
Vor diesem Hintergrund wurde die störungsspezifische Dialektisch-Behaviorale Therapie der Posttraumatischen Belastungsstörung (DBT-PTSD) entwickelt. Unter anderem wurde die Wirksamkeit in Abhängigkeit vom Ausmaß der Borderline-Symptomatik in 2 kontrollierten randomisierten Studien (stationär und ambulant) untersucht. Es zeigten sich ausgezeichnete Verbesserungen der traumaspezifischen sowie der Borderline-typischen Symptomatik („Intention-to-treat“-Effektstärken d = 1,35 resp. 1,11). Weder das Vorliegen und die Schwere einer komorbiden BPS noch selbstverletzendes Verhalten zu Therapiebeginn beeinflussten das Ergebnis negativ.
Die DBT-PTSD stellt ein hoch wirksames, sicheres und gut durchführbares Behandlungskonzept dar, das in stationärem und ambulantem Setting bei Patientinnen mit ausgeprägter Borderline-Symptomatik, einschließlich anhaltender Selbstverletzungen und ausgeprägter dissoziativer Symptomatik, eingesetzt werden kann. Patientinnen mit komorbider Symptomatik sollten daher vorranging traumaspezifisch behandelt werden.