Erschienen in:
31.08.2022 | Prävention und Gesundheitsförderung in der Pädiatrie | Originalien
25 Jahre Hüftultraschallscreening: Wie vorgabenkonform sind wir bei der U2?
verfasst von:
Dr. med. Sebastian Hartenstein, Dr. med. Tamara Seidl
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 4/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Seit 25 Jahren ist das zweigeteilte Hüftsonographiescreening in Deutschland etabliert. Ebenso wichtig wie die standardisierte Untersuchung nach Graf ist die Anamneseerhebung nach der Geburt, um Neugeborene mit einem erhöhten Risiko für eine Hüftreifungsstörung (DDH) möglichst frühzeitig zu erkennen. Wie konsequent die geforderte Anamneseerhebung nach der Geburt erfolgt, wird mit dieser Umfrage evaluiert.
Methode
In einer retrospektiven Untersuchung wurden innerhalb eines Jahres 272 Säuglinge zum Zeitpunkt der Früherkennungsuntersuchung U3 sonographisch untersucht und die Eltern über die Anamneseerhebung bezüglich einer DDH nach der Geburt des Kindes befragt. Die Umfrage erfolgte in einer Kinderarztpraxis.
Ergebnisse
Es wurden 272 Säuglinge (544 Hüften) zum Zeitpunkt der U3 (3. bis 8. Lebenswoche) untersucht (Mittelwert Alter 5 Wochen). 49 % der Familien wurden nach der Geburt nicht nach dem Vorliegen einer positiven Familienanamnese befragt. In dieser Gruppe (134 Säuglinge) hatten 23 Säuglinge (17 %) eine positive Anamnese als Risikofaktor.
Die Häufigkeitsverteilung der Hüfttypen bei der U3 ergab, dass 515 Hüftgelenke (94,67 %) einem Typ-I-Gelenk entsprachen. 28 Gelenke waren Typ-IIa-Gelenke mit einem α‑Winkel zwischen 50 und 59°, 7 davon waren als IIa+ zu klassifizieren. In der Kohorte zeigte sich ein Typ-III-Gelenk.
Schlussfolgerungen
In Deutschland ist die Anamneseerhebung sowohl Bestandteil der Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) als auch des Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Dennoch wurde nur bei knapp der Hälfte der untersuchten Säuglinge nach der Geburt gezielt gefragt, ob familiäre Risikofaktoren vorliegen. Damit konnte ein Teil der Säuglinge mit positiver Anamnese nicht dem empfohlenen frühzeitigen U2-Hüftsonographiescreening zugeführt werden.
Das DDH-Screening, inklusive der Erhebung der Risikofaktoren, wie das Vorliegen einer positiven Familienanamnese, sollte fest in den Ablauf der U2 implementiert sein. Bei einer Hüftreifungsstörungen muss die frühestmögliche Diagnosestellung das Ziel sein, um durch einen frühzeitigen Therapiebeginn ein besseres Outcome erzielen zu können.