Viele präventive Ansätze, die zur Abmilderung einer Chemotherapie-bedingten Kardiotoxizität erprobt wurden, brachten enttäuschende Ergebnisse hervor. In einer aktuellen randomisierten Studie hat sich nun eine Statingabe bei bestimmten Patienten als wirksam herausgestellt.
Anthrazykline werden zur Behandlung mehrerer Tumoren eingesetzt, besonders regelmäßig und in hoher Dosis bei Lymphomen. Über eine Million Menschen werden jährlich mit diesen Chemotherapeutika behandelt. Herzschädigungen, von der Pumpfunktionsstörung bis zur irreversiblen Herzinsuffizienz, sind eine relativ häufige Nebenwirkung, die ihren Einsatz limitiert.
Bisherige Ansätze enttäuschten meist
Lange hat man nach präventiven Maßnahmen geforscht, um die Kardiotoxizität abzumildern, mit enttäuschenden Resultaten. Zuletzt waren Statine in den Fokus des Interesses gerückt. Eine 2-Jahres-Studie bei Brustkrebspatientinnen hatte aber keinen Schutzeffekt ergeben. Allerdings werden Anthrazykline bei Lymphomen höher dosiert und die Kardiotoxizität ist hier ausgeprägter als beim Mammakarzinom.
Vor diesem Hintergrund wurde vom US-amerikanischen „National Heart Lung and Blood Institute“ die doppelblinde randomisierte STOP-CA-Studie finanziert, für die 300 Lymphom-Patienten rekrutiert wurden Sie erhielten Anthrazykline in einer medianen Dosis von 300 mg/m2. Die Hälfte nahm ein Jahr lang zusätzlich 40 mg/d Atorvastatin ein, beginnend am Tag vor der Anthrazykline-Dosis.
Deutlich geringeres Risiko für LV-Dysfunktion
Die linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) wurde vor Studienbeginn und nach einem Jahr bestimmt. Primärer Endpunkt war ein LVEF-Abfall um mindestens 10% auf LVEF-Werte unter 55%. Ein solcher LVEF-Abfall wurde bei 9% der mit Atorvastatin geschützten Patienten beobachtet sowie bei 22% der Patienten in der Kontrollgruppe (p=0,002).
Vergleicht man den durchschnittlichen Abfall der Ejektionsfraktion in Verum- und Kontrollgruppe, so ergab sich ein zwar signifikanter, aber absolut geringer LVEF-Unterschied von 1,3%.
Zudem fehlt noch der Nachweis, dass die prophylaktische Statingabe vor symptomatischer Herzinsuffizienz schützt. Die LV-Dysfunktion - primärer Endpunkt der vorliegenden Studie – korreliert aber sehr gut mit der Entwicklung einer manifesten Herzschwäche, so Studienleiterin Prof. Marielle Scherrer-Crosbie, Hospital of the University of Pennsylvania in Philadelphia.
Option für Hochrisikopatienten
Deshalb hält sie das Studienergebnis für klinisch relevant. „Wir denken, dass mit Anthrazyklinen behandelte Lymphom-Patienten, die ein hohes Risiko für eine Kardiotoxizität aufweisen, von Statinen profitieren, so Scherrer-Crosbie. Ein hohes Risiko liegt vor bei älteren und adipösen Patienten und solchen, die hohe Anthrazyclin-Dosen benötigen. Die Atorvastatin-Therapie wurde gut vertragen und reduzierte das LDL-Cholesterin in der Verumgruppe um 37%. Da für die Studie Patienten mit Statin-Indikation sowie reduzierter Pumpfunktion ausgeschlossen waren, war das Kollektiv vermutlich herzgesünder als es Lymphom-Patienten üblicherweise sind.