Erschienen in:
28.10.2020 | Primäre Myelofibrose | Hauptreferate - Hauptprogramm der DGP
Knochenmarkfibrose bei primärer Myelofibrose in Abhängigkeit von myelodysplasie- und altersassoziierten Mutationen der Hämatopoese
verfasst von:
S. Bartels, M. Faisal, G. Büsche, J. Schlue, B. Hasemeier, E. Schipper, J. Vogtmann, L. Westphal, U. Lehmann, Prof. Dr. med. H. Kreipe
Erschienen in:
Die Pathologie
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Sonderheft 2/2020
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Zusammenfassung
Abgesehen von histopathologischen, allerdings eingeschränkt reproduzierbaren Merkmalen sind keine Kriterien bekannt, die die Entwicklung einer Myelofibrose (MF) als typische Komplikation myeloproliferativer Neoplasien (MPN; chronische myeloproliferative Erkrankungen nach alter Nomenklatur) in frühen noch unverfaserten Stadien vorhersagen. Altersassoziierte klonale Hämatopoese („age-related clonal hematopoiesis“, ARCH, oder „clonal hematopoiesis of indetermined potential“, CHIP) wird ab dem 65. Lebensjahr in bis zu 10 % dieser Alterskohorte angetroffen. ARCH wurde kombiniert mit typischen Treibermutationen (JAK2, MPL und CALR) bei MPN beschrieben. Um die Auswirkung von ARCH auf das Fibroserisiko von primärer Myelofibrose (PMF) im unverfaserten Frühstadium (MF 0) zu ermitteln, wurden in dieser Studie 77 Fälle von früher PMF mit späterer Entwicklung einer Myelofibrose (MF 2 und 3) im Verlauf (Median 6,2 Jahre) hinsichtlich ihres Mutationsstatus untersucht. Als Vergleichskollektiv dienten PMF-Fälle (n = 27) ohne Entwicklung einer Myelofibrose mit einer medianen Beobachtungszeit von 7,2 Jahren. Die häufigsten ARCH-Mutationen, die Gene TET2, ASXL1 und DNMT3A betreffend, zeigten dabei keine Korrelation mit dem fibrotischen Progress, wenn sie bereits in der initialen Biopsie bestanden. Andere, eher beim myelodysplastischen Syndrom (MDS) und nicht bei ARCH anzutreffende Mutationen der Hämatopoese wie SRSF2, U2AF1, SF3B1, IDH1/2 und EZH2 fanden sich bei 24,7 % der präfibrotischen PMF-Fälle mit späterem fibrotischen Progress, aber in keinem der präfibrotischen PMF-Fälle ohne Fibroseentwicklung (p = 0,0028). Aus diesen Befunden ergibt sich, dass die häufigen ARCH/CHIP-Mutationen TET2, ASXL1 und DNMT3A kein gesteigertes Fibroserisiko bei PMF im unverfaserten Frühstadium bewirken, während die MDS- und Nicht-ARCH-assoziierten Mutationen SRSF2, U2AF1, SF3B1, IDH1/2 und EZH2 einen signifikanten Risikofaktor für den schnellen Progress in eine MF (Median 2 Jahre) darstellen.