Erschienen in:
10.11.2023 | Pseudarthrosen | Operative Techniken
Kniegelenknahe Korrekturosteotomien mittels Hexapoden
verfasst von:
PD Dr. Jörg Dickschas
Erschienen in:
Operative Orthopädie und Traumatologie
|
Ausgabe 2/2024
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Operationsziel
Korrekturen von kniegelenknahen Fehlstellungen in Frontal- und Sagittalachse, Torsions‑, Längen- und Translationsfehlstellungen.
Indikationen
Komplexe Fehlstellungen der proximalen Tibia, weniger auch des distalen Femurs, welche sich in einer Akutkorrektur mittels Platten- bzw. Nagelosteosynthese nicht versorgen lassen.
Kontraindikationen
Nikotinabusus, Weichteilproblematik, fehlende Compliance des Patienten.
Operationstechnik
Zunächst Montage des proximalen Ringes des Ringfixateurs streng parallel zur Gelenklinie in 2 Ebenen, Befestigung mit 3 oder 4 Pins bzw. Drähten. Dann Montage des distalen Ringes, Befestigung ebenfalls mit 3 oder 4 Drähten, Verbindung der beiden Ringe mit 6 Struts (längenverstellbare Teleskopsysteme). Danach Durchführung der Fibulaosteotomie im Übergang vom distalen zum mittleren Drittel, zuletzt dann Durchführung der tibialen Osteoklasie über eine minimal-invasive Inzision als Bohrloch-Meißel-Osteoklasie im CORA („Center of rotation and angulation“, Fehlstellungszentrum).
Weiterbehandlung
Direkt postoperativ wird in einer Computersoftware die Deformität definiert, die genaue Position und Größe des Ringes und der Struts werden eingegeben. Danach erfolgt eine Röntgenaufnahme des Knies in 2 Ebenen mit einem auf dem Ringfixateur befestigten Röntgensignaladapter (Beacon) zur Planung der kontinuierlichen Korrektur. Daraufhin erfolgt die kontinuierliche Korrektur der Deformität über ein tägliches Drehen an den 6 Struts. Dies führt der Patient meist nach kurzem stationärem Aufenthalt zu Hause selbstständig durch. Zum Zeitpunkt der Korrektur schmerzadaptierte Teilbelastung mit 20 kg bis zu halbem Körpergewicht. Nach Komplettieren der Korrektur erneute Röntgendiagnostik und Kontrolle, ob das Korrekturziel erreicht wurde. Gegebenenfalls erneute Programmierung eines Programms zur neuerlichen kontinuierlichen Korrektur bei verbliebener Restdeformität. Bei Erreichen des Korrekturziels Röntgenkontrolle. Nach 6 Wochen, bei knöcherner Konsolidierung schrittweise Aufbelastung. Die Ausbehandlung der Korrektur kann entweder im Ringfixateur erfolgen (Tragezeit von ½ bis 1 Jahr nicht ungewöhnlich), oder sekundär erfolgt ein Verfahrenswechsel auf eine Plattenosteosynthese.
Ergebnisse
Es wurden 25 kniegelenknahe Korrekturen bei 23 Patienten mittels Hexapoden im Zeitraum von 2016 bis 2023 in unserem Hause operiert. Hierbei waren 12 weibliche und 11 männliche Patienten behandelt worden. Ein Patient hatte simultan einen femoralen und einen tibialen Hexapoden, ein anderer Patient hatte einen Tripelfixateur an der Tibia. Das Durchschnittsalter lag bei 32 (6 bis 73) Jahren. Es wurden 15 linke und 10 rechte Korrekturen durchgeführt; 19 Fixateure waren tibial, 5 Fixateure femoral und ein Fixateur gelenkübergreifend (bei Kontraktur) angelegt worden. Die Indikationen waren 6‑mal angeborene Komplexdeformitäten, 10-mal posttraumatische Komplexdeformitäten, 3‑mal Pseudarthrosen nach Korrekturosteotomien, 2‑mal eine Osteomyelitis, 1‑mal eine Kniekontraktur und 1‑mal eine Infekt nach Frakturversorgung mittels Nagel. Die Korrekturformen, welche durchgeführt wurden, waren Varisationen und Valgisationen in der Frontalachse, Extensionen und Flexionen in der Sagittalachse, Torsionskorrekturen, Verlängerungen, teilweise nach akuter Verkürzung (bei Pseudarthrosen) und Segmenttransport. Es wurden auch akute Verkürzungen ohne Verlängerung nur bis zur Knochenheilung mit dem Fixateur behandelt, und eine Masqualet-Operation bei Osteomyelitis wurde damit überbrückt. Die Tragedauer des Fixateurs lag durchschnittlich bei 144 (31 bis 443) Tagen. Alle Patienten konnten bis zur endgültigen Metallentfernung im Follow-up behalten werden; 19-mal wurde ein Verfahrenswechsel auf ein anderes Osteosyntheseverfahren (18-mal Plattenosteosynthese, einmal Elastisch-Stabile Intramedulläre Nagelung [ESIN]) durchgeführt, 6‑mal wurde die Ausbehandlung im „Taylor Spatial Frame“ (TSF) durchgeführt.