Erschienen in:
01.09.2008 | Frauengesundheit in der Praxis
Schwangerschaft und Geburt nach Genitalbeschneidung
Behandlung der Komplikationen
verfasst von:
Prof. Dr. J. Wacker, C. Zerm, A. Mothes, E. Kantelhardt
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 9/2008
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Zusammenfassung
Weltweit gibt es wahrscheinlich 130–150 Mio. Frauen, die von weiblicher Genitalbeschneidung („female genital cutting“, FGC/ “female genital mutilation“, FGM) betroffen sind. Auch in Deutschland muss bei Patientinnen aus Ländern, in denen diese grausame Praxis weiterhin besteht, damit gerechnet werden (etwa 30.000 Frauen derzeit). Eine gute Gesprächsführung unter Beachtung soziokultureller Hintergründe und mit Kenntnissen über weibliche Genitalbeschneidung kann der Patientin neue Möglichkeiten wie operative Korrekturen eröffnen. Gerade in der Geburtshilfe muss mit Patientinnen, bei denen eine Infibulation erfolgte, eine Strategie vereinbart werden – eine Defibulation ist auf jeden Fall notwendig. Es gibt Studien mit widersprüchlichen Aussagen zu Komplikationen nach FGM unter der Geburt. Unklar bleibt, ob die schlechteren Ergebnisse nach FGM an der Beschneidung oder am niedrigeren sozioökonomischem Status liegen. Zumindest ist ein Zusammenhang zwischen verlängerter Austreibungsperiode und narbigen Veränderungen nach FGM möglich. Daher könnten Komplikationen ihren Ursprung haben. Eine gute Kenntnis des Themas und eine klare eigene Haltung sollten selbstverständliche Voraussetzungen sein für eine Tätigkeit in Ländern, in denen FGM praktiziert wird.