Erschienen in:
24.07.2017 | Leitthema
Sexualaufklärung im Internet
Von Dr. Sommer zu Dr. Google
verfasst von:
Prof. Dr. Nicola Döring
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 9/2017
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Zusammenfassung
Weibliche und männliche Jugendliche in Deutschland nutzen zunehmend das Internet, um sich über Sexualität und sexuelle Gesundheit zu informieren. Der vorliegende Übersichtsbeitrag geht deswegen der Frage nach, was wir bislang über den Status quo der Onlinesexualaufklärung in Deutschland wissen.
Im ersten Schritt wird anhand einer systematischen Literaturrecherche (40 Beiträge aus internationalen Fachzeitschriften, 2010–2017) dargestellt, wie sich die sexuelle Onlinesuche Jugendlicher gestaltet: Es geht um die Prävalenz, die Prädiktoren, die Themen und Kontexte ihrer Suche. Wichtig ist dabei der Befund, dass Jugendliche ihre sexuellen Fragen per Computer oder Smartphone typischerweise als erstes in die Suchmaschine Google oder in die Suchmaske der Videoplattform YouTube eingeben.
Im zweiten Schritt wird anhand von 54 Onlinerecherchen herausgearbeitet, welche konkreten Angebote der Sexualaufklärung Jugendliche im Internet finden, wenn sie sich mit ihren sexuellen Anliegen an „Dr. Google“ wenden (Basis ist eine Sammlung von 1236 authentischen sexualbezogenen Fragen Jugendlicher). Es zeigt sich, dass die Angebote von führenden Fachorganisationen wie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) oder des pro familia e. V. bei Google-Suchen weniger sichtbar sind als reichweitenstarke andere Anbieter von Onlinesexualaufklärung. Dazu gehören das „Dr. Sommer-Team“ der Jugendzeitschrift Bravo, Gesundheits- und Ratgeberportale sowie diverse Onlineforen, die Onlineenzyklopädie Wikipedia und v. a. Sexualaufklärungskanäle auf YouTube. Letztere werden erstmals detailliert vorgestellt.
Der dritte Teil des Beitrags widmet sich der Qualität der Onlinesexualaufklärung anhand von vier zentralen Qualitätsdimensionen. Die Bestandsaufnahme endet mit Schlussfolgerungen für die Forschung und Praxis der sexuellen Bildung.