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Erschienen in: Operative Orthopädie und Traumatologie 1/2024

09.10.2023 | Skoliose | Operative Techniken

Mitwachsende Korrektursysteme bei Early-Onset-Skoliosen

verfasst von: Prof. Dr. med. Ralf Stücker, Dr. med. Kiril Mladenov, Dr. med. Sebastian Stücker

Erschienen in: Operative Orthopädie und Traumatologie | Ausgabe 1/2024

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Zusammenfassung

Operationsziel

Die Early-Onset-Skoliose wird definiert als eine Wirbelsäulendeformität, die innerhalb der ersten 10 Lebensjahre entsteht. Um schwerwiegende pulmonale Komplikationen durch frühzeitige Spondylodesen zu vermeiden, wurden Operationsverfahren entwickelt, die das Wachstum der Wirbelsäule und von Brustkorb und Lungen erhalten. Indikationen, Operationstechnik und Ergebnisse von Operationen mit „vertical expandable prosthetic titanium rib“ (VEPTR), mit traditionellen „growing rods“ (TGR) und mit magnetisch kontrollierbaren Wachstumsstäben („magnetically controlled growing rods“ [MCGR]) werden beschrieben.

Indikationen

Eine Indikation zur Anwendung des VEPTR-Verfahrens besteht insbesondere bei kongenitalen Skoliosen, die mit Wirbelkörpermalformationen und Brustkorbdeformitäten mit fusionierten Rippen auf der Konkavseite der Krümmung einhergehen (kongenitale Skoliose, Typ 3 „mixed deformities“). Zudem gibt es eine Indikation für neuromuskuläre und Syndrom-assoziierte Skoliosen mit einer beidseitigen Rippen-zu-Becken Instrumentierung („Eiffeltower-construct“). Die meisten dieser Deformitäten werden jedoch derzeit entweder mit TGR oder mit MCGR behandelt, sodass diese Verfahren für die überwiegende Zahl von Early-Onset-Skoliosen eingesetzt werden.

Kontraindikationen

Eine Operation mit mitwachsenden Systemen ist kontraindiziert, wenn das Wachstum abgeschlossen ist oder nur noch ein geringes Restwachstum besteht. In einem solchen Fall sollte eine finale Spondylodese erfolgen.

Operationstechnik

Während das VEPTR-Verfahren eine ausgiebige Freilegung des Brustkorbs über einen transmuskulären Zugang und Thorax- bzw. Rippenosteotomien erfordert, besteht die Operation mit TGR oder MCGR in minimal-invasiven Zugängen zur Wirbelsäule oder zum Rippenthorax, um die Anker zu implantieren, sodass der Rest der Wirbelsäule einschließlich der apikalen Region nicht freigelegt wird.

Weiterbehandlung

Eine frühzeitige Mobilisation nach 24–48 h ist gewöhnlich möglich. Gegebenenfalls sollte bei Patienten mit Osteopenie, unzureichender Compliance oder Sturzgefahr ein Korsett verordnet werden.

Ergebnisse

Seit dem Jahr 2005 wurden in unserer Abteilung mehr als 200 Patienten mit VEPTR, mehr als 200 Patienten mit MCGR und ca. 30 Patienten mit TGR behandelt. Die Komplikationsraten sind bei allen Operationsverfahren hoch, einschließlich kontinuierlicher Reduktion der Verlängerungsmöglichkeiten, Autofusion, Implantatlockerung oder -migration, fehlende oder unzureichende Distraktion und proximale junktionale Kyphose (PJK). In einer eigenen Serie von 13 Patienten im Alter unterhalb von 3 Jahren hat sich das VEPTR-Verfahren für kongenitale Skoliosen Typ 3 („mixed deformities“) als sehr effektiv erwiesen. In anderen Studien konnten wir zeigen, dass das physiologische Wachstum der Wirbelsäule für 2 bis 3 Jahre bei einer akzeptablen Komplikationsrate erhalten werden kann. Danach nimmt die Wachstumsrate jedoch ab. In der Literatur sind Komplikationsraten nach MCGR ebenfalls geringer als nach TGR und VEPTR, sodass dieses Operationsverfahren derzeit das Verfahren der Wahl für die meisten Patienten mit Early-Onset-Skoliose darstellt.
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Metadaten
Titel
Mitwachsende Korrektursysteme bei Early-Onset-Skoliosen
verfasst von
Prof. Dr. med. Ralf Stücker
Dr. med. Kiril Mladenov
Dr. med. Sebastian Stücker
Publikationsdatum
09.10.2023
Verlag
Springer Medizin
Schlagwörter
Skoliose
Thorakotomie
Erschienen in
Operative Orthopädie und Traumatologie / Ausgabe 1/2024
Print ISSN: 0934-6694
Elektronische ISSN: 1439-0981
DOI
https://doi.org/10.1007/s00064-023-00832-8

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