Erschienen in:
22.02.2021 | Strecksehnen | Leitthema
Strecksehnenverletzungen in Höhe des Mittelgelenks
verfasst von:
PD Dr. Thomas Pillukat, Prof. Dr. J. Windolf, Prof. Dr. M. Schädel-Höpfner, PD Dr. R. A. Fuhrmann, Prof. Dr. J. van Schoonhoven
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 4/2021
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Zusammenfassung
Geschlossene und offene Verletzungen des Streckapparats über dem proximalen Interphalangeal(PIP)-Gelenk können Mittel‑, Seitenzügel oder beide betreffen. Sie werden formal als Verletzungen in Zone III klassifiziert. Alle offenen Verletzungen auf der Streckseite des PIP-Gelenks sollten eine Verletzung der Strecksehnen vermuten lassen, die häufig übersehen wird. Die operative Strategie besteht in der Wundrevision und der Strecksehnennaht oder Refixation des Mittelzügels. Akute geschlossene Verletzungen des Mittelzügels lassen sich klinisch diagnostizieren (Elson-Test). Unverschobene Avulsionen des Mittelzügelansatzes oder Lazerationen werden nichtoperativ durch Schienung behandelt. Bei dislozierten Avulsionsfragmenten und komplexen Verletzungen ist die Behandlung operativ. Bei übersehenen Verletzungen entwickelt sich innerhalb von einer bis 2 Wochen eine typische (Knopfloch‑/Boutonniere‑)Deformität mit einem charakteristischen Streckdefizit im PIP-Gelenk und einer Hyperextension im distalen Interphalangealgelenk. In frühen Fällen, wenn die passive Streckung noch komplett ist (mobile Knopflochdeformität), kann der Mittelzügel unverzüglich rekonstruiert werden. Bei fixierten Deformitäten muss die vollständige Streckung im PIP-Gelenk präoperativ durch handtherapeutische Maßnahmen oder eine Arthrolyse wiederhergestellt werde. Je nach Verletzungsmuster und daraus resultierenden Defekten hat sich eine Reihe von Rekonstruktionstechniken etabliert, die im Folgenden zusammengefasst werden. Die funktionellen Ergebnisse können durch Sehnenverklebung, Dysbalancen im rekonstruierten Strecksehnenapparat und steife Gelenke, die sämtlich die Beweglichkeit einschränken können, begrenzt sein. Optimale Resultate erfordern unbedingt aktive Nachbehandlungsverfahren.