Bei Attacken einer supraventrikulären Tachykardie hat das sogenannte modifizierte Valsalva-Manöver erneut gepunktet: In einer Metaanalyse war die Variante dem herkömmlichen Verfahren nicht nur bei der Wiederherstellung des Sinusrhythmus überlegen, sondern trug auch dazu bei, antiarrhythmische Medikamente einzusparen.
Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
Im Falle einer supraventrikulären Tachykardie gehört das Valsalva-Manöver zu den Interventionen der ersten Wahl, sofern der Patient hämodynamisch stabil ist. Das herkömmliche Vorgehen besteht darin, dass der Patient, der auf einer Liege mit um 45° geneigtem Kopfteil gebettet wurde, z. B. 15 Sekunden lang in eine 10-ml-Spritze bläst, sodass ein Druck von etwa 40 mmHg aufgebaut wird. Die dadurch erzeugte Stimulation des Nervus vagus soll die Wiederherstellung des Sinusrhythmus bewirken – was in der Praxis allerdings häufig scheitert. In Studien lag die Erfolgsquote bei lediglich 5–10%.
Abgewandeltes Manöver mit dreimal höherer Erfolgsrate
Besser zu funktionieren scheint eine abgewandelte Form des Valsalva-Manövers, bei der der Patient unmittelbar nach dem Blasen mit dem Oberkörper wieder in die Horizontale gebracht wird und gleich danach die Beine um 45° angehoben werden. Diese Position sollte dann weitere 45 Sekunden lang beibehalten werden.
In der bereits 2015 publizierten REVERT-Studie (Lancet 2015; 386: 1747–53) war die Variante dem konventionellen Verfahren deutlich überlegen. Allerdings fielen die Ergebnisse anderer Studien bei Weitem nicht so eindeutig aus.
Ein Team aus dem chinesischen Lanzhou hat nun beide Methoden in einer Metaanalyse gegenübergestellt. Das Ergebnis nach Auswertung von sechs randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt 1208 Patienten mit supraventrikulärer Tachykardie: klare Überlegenheit bei der Wiederherstellung des Sinusrhythmus, mit einer fast dreimal höheren Erfolgsrate nach Ausführung des modifizierten Valsalva-Manövers (Risikorate 2,92; 95%-Konfidenzintervall 2,52–3,38; p < 0,00001). In einer Subgruppenanalyse, in die man nur Patientinnen und Patienten aufnahm, bei denen das Manöver lediglich einmal ausgeführt wurde, änderte sich am Risikoverhältnis wenig, auch hier war das modifizierte Vorgehen hoch signifikant überlegen (RR 2,83; p < 0,00001).
Antiarrhythmika eingespart
Wie das Forscherteam um Qingsu Lan von der Lanzhou University berichtet, schien das Anheben der Beine noch in anderer Hinsicht von Vorteil zu sein: Im Anschluss an das Manöver kamen die Patienten aus dieser Gruppe mit deutlich weniger Medikamenten aus. Das galt sowohl für notfallmäßig eingesetzte Antiarrhythmika (RR 0,70) als auch für den Kalziumantagonisten Verapamil oder das zur Blockade der AV-Überleitung verordnete Adenosin (RR 0,69).
Auf die Dauer des Klinikaufenthalts hatte die Wahl der Technik dagegen keinen nennenswerten Einfluss. Unerwünschte Nebenwirkungen waren in beiden Fällen etwa gleich häufig, wobei die Patienten jeweils am häufigsten über Schwindel klagten. Lan et al. betonen, dass es in keiner der beiden Gruppen nach dem Manöver zu schweren kardiovaskulären Reaktionen gekommen war.
Die verbesserte Wirkung des abgewandelten Manövers erklären sich die Forscher so: Durch das Anheben der Beine werde der Rückfluss des Blutes zum Herzen verstärkt, wodurch der Druck in der Jugularvene ansteigt. Damit könne ein höherer Vagotonus erzeugt werden, als wenn der Patient mit angehobenem Oberkörper liegen bleibe.
Insgesamt habe die Studie gezeigt, dass man Attacken einer supraventrikulären Tachykardie mit dem modifizierten Manöver „schnell und sicher“ beenden könne, so Lan und sein Team, und zwar nicht nur in der Notaufnahme, sondern auch zu Hause. Von Vorteil sei vor allem auch das Einsparen von Antiarrhythmika: Damit könne man den Patienten nicht zuletzt auch vor damit verbundenen Nebenwirkungen bewahren.
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Vergleich modifiziertes versus herkömmliches Valsalva-Manöver zur Wiederherstellung des Sinusrhythmus bei Patienten mit supraventrikulärer Tachykardie. Antwort: Die abgewandelte Variante, bei der unmittelbar nach dem Manöver die Beine des Patienten angehoben werden, führte zu deutlich höheren Erfolgsraten. Bedeutung: Mit der neuen Methode lassen sich offenbar auch antiarrhythmische Medikamente einsparen. Einschränkung: Teilweise relativ geringe Patientenzahlen; in den verschiedenen Studien wird teilweise unterschiedlich lang in die Spritze geblasen (15 bzw. 20 s); teilweise unterschiedlicher Neigungswinkel der Beine (45° bzw. 90°). |