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Erschienen in: Prävention und Gesundheitsförderung 3/2017

27.02.2017 | Originalarbeit

Umgang mit Zeit- und Leistungsdruck

Eher Anpassung als Reduktion?

verfasst von: Dr. Anika Schulz-Dadaczynski

Erschienen in: Prävention und Gesundheitsförderung | Ausgabe 3/2017

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Zusammenfassung

Hintergrund

Zeit- und Leistungsdruck ist ein hoch relevanter Belastungsfaktor der heutigen Arbeitswelt. Der Umgang mit Zeit- und Leistungsdruck ist somit eine zentrale Anforderung für Beschäftigte wie Unternehmen. Empirische Untersuchungen zum Umgang mit spezifischen Belastungsfaktoren wie Zeit- und Leistungsdruck sind jedoch vergleichsweise selten.

Methoden

Der Umgang mit Zeit- und Leistungsdruck war Gegenstand einer qualitativen Studie im Dienstleistungsbereich. Es wurden in zwei verschiedenen Unternehmen insgesamt 21 Beobachtungsinterviews für unterschiedliche Dienstleistungstätigkeiten durchgeführt. Diese wurden durch das arbeitspsychologische Instrument „Kontrastive Aufgabenanalyse“ sowie einen Interviewleitfaden strukturiert und computergestützt inhaltsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse

Es konnten insgesamt 119 Umgangsweisen mit Zeit- und Leistungsdruck ermittelt werden. Umgangsweisen, die eine Anpassung an den Zeit- und Leistungsdruck implizieren, werden in der Stichprobe wesentlich häufiger realisiert als Umgangsweisen, die zu einer Reduktion des Zeit- und Leistungsdruckes führen. Die Umgangsweisen lassen sich den unterschiedlichen Arten des instrumentellen, mentalen und regenerativen Coping zuordnen. Darüber hinaus ist potentiell gesundheitsgefährdendes Coping in Form von Verhalten der Arbeitsextensivierung und -intensivierung in der Stichprobe recht verbreitet. Die untersuchten Beschäftigten praktizieren immer mehrere, oftmals unterschiedliche Umgangsweisen parallel.

Schlussfolgerung

Umgangsweisen, die zu einer Reduktion von Zeit- und Leistungsdruck beitragen, sollten verstärkt in den Fokus von Praxis und Forschung rücken. Darüber hinaus sollten günstige Kombinationen verschiedener Umgangsweisen mit Zeit- und Leistungsdruck untersucht und thematisiert werden.
Fußnoten
1
Verbundprojekt „Zeit- und Leistungsdruck bei qualifizierten Dienstleistungstätigkeiten – Entstehungszusammenhänge, Bewältigungsstrategien und Gestaltungsmöglichkeiten im Bereich der Arbeitsorganisation“, welches mit einer Laufzeit von 3 Jahren (ab Oktober 2012) von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) finanziert wurde und sowohl Fremd- als auch Eigenforschungsaktivitäten umfasst. Die hier dargestellte Untersuchung ist der Eigenforschung der BAuA zuzuordnen.
 
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Metadaten
Titel
Umgang mit Zeit- und Leistungsdruck
Eher Anpassung als Reduktion?
verfasst von
Dr. Anika Schulz-Dadaczynski
Publikationsdatum
27.02.2017
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Prävention und Gesundheitsförderung / Ausgabe 3/2017
Print ISSN: 1861-6755
Elektronische ISSN: 1861-6763
DOI
https://doi.org/10.1007/s11553-017-0582-5

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