Erschienen in:
01.03.2015 | Leitthema
Wie unterstützen Registerdaten die klinische Entscheidungsfindung?
verfasst von:
Dr. A. Strangfeld, A. Richter
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
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Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Patienten im rheumatologischen Versorgungsalltag unterscheiden sich in ihrem individuellen Risikoprofil entscheidend von Teilnehmern an klinischen Zulassungsstudien, z. B. durch Begleiterkrankungen oder Alter. Die Übertragung der Ergebnisse aus klinischen Studien in den Praxisalltag ist daher nur bedingt möglich.
Fragestellung
Welchen Beitrag leisten Beobachtungsstudien für Entscheidungen in der rheumatologischen Praxis?
Material und Methoden
Datengrundlage ist das Biologikaregister RABBIT, in dem Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis (RA) mit Beginn einer synthetischen (s) oder biologischen (b) DMARD („disease-modifying antirheumatic drugs“)-Therapie eingeschlossen und mindestens 5 Jahre beobachtet werden. Komorbiditäten und wichtige anamnestische Angaben (wie z. B. Tumorhistorie) werden bei Einschluss erhoben, im Verlauf werden unerwünschte Ereignisse regelmäßig dokumentiert.
Ergebnisse
Nur etwa ein Drittel der in RABBIT mit bDMARDs behandelten Patienten erfüllte die Einschlusskriterien entsprechender Zulassungsstudien. Anhand der Registerdaten wurde ein Modell erstellt, mit dem das individuelle Risiko eines Patienten für schwerwiegende Infektionen unter verschiedenen Therapiekombinationen berechnet werden kann. Mithilfe eines Online-Risikorechners kann dies vom behandelnden Rheumatologen einfach ermittelt werden. Weitere Ergebnisse zeigen, dass vor allem eine hohe Krankheitsaktivität ein bedeutender Risikofaktor für die Verschlechterung bestehender Komorbiditäten ist. Für Patienten mit einer Herzinsuffizienz scheint die Behandlung mit TNF-Inhibitoren wegen der effektiven Kontrolle der Krankheitsaktivität eher protektiv als schädlich.
Schlussfolgerungen
Auswertungen von Beobachtungsstudien tragen heutzutage bedeutend zur Beurteilung des individuellen Risikos eines Patienten bei. Ergebnisse der Biologikaregister stellen nicht nur eine Ergänzung zu klinischen Studien dar, sondern sind eine wichtige Grundlage für Entscheidungen im Praxisalltag und erhöhen die Handlungssicherheit bei der Behandlung von Patienten mit Komorbiditäten oder in höherem Alter.