06.01.2023 | Arthritis | Leitthema
Rheumatologische Nebenwirkungen von Checkpointinhibitoren und deren Behandlung
verfasst von:
Dr. med. Lea Grümme, Prof. Dr. med. Hendrik Schulze-Koops
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
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Zusammenfassung
Das Spektrum der Tumoren, bei denen eine Checkpointinhibitor(CI)-Therapie eingesetzt wird, erweitert sich stetig. Die Europäische Arzneimittelagentur hat derzeit 9 CIs zugelassen: 1 Anti-CTLA-4(„anti-cytotoxic T lymphocyte-associated antigen 4“)-CI, 1 Anti-LAG-3(„anti-lymphocyte activation gene 3“)-CI, 4 Anti-PD-1(„anti-programmed cell death protein 1“)-CIs und 3 Anti-PD-L1(„anti-programmed death ligand 1“)-CIs. Durch die Blockade von Immuncheckpoints wird die physiologische Herabregulierung einer T‑Zell-Aktivität gegen körpereigene Strukturen verhindert. Es resultiert eine immunologisch unregulierte Aktivierung von T‑Zellen, die sich gegen bösartig entartete Zellen richten soll. Auch gesundes Gewebe exprimiert Antigene und aktiviert dadurch ständig körpereigene T‑Zellen. So kann die Blockade von Immuncheckpoints zu einer T‑Zell-Aktivität gegen gesundes Gewebe („immunbedingte unerwünschte Ereignisse“ [irAEs]) führen. Die irAEs können in jedem Organsystem auftreten, und etwa 10 % aller Patient:innen unter CI-Therapie entwickeln rheumatologische irAEs, meist Arthralgien und Myalgien. Die Klassifikationskriterien rheumatologischer Erkrankungen müssen nicht erfüllt werden, um eine Therapie einzuleiten, und das oberste Ziel der Therapie von irAEs ist die Möglichkeit, die CI-Therapie fortzusetzen. Rheumatologische irAEs sollten schnell erkannt und behandelt werden. In der Therapie der muskuloskeletalen irAEs können 3 Stufen festgelegt werden. In der ersten Stufe werden nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente oder intraartikuläre sowie systemische Glukokortikoide angewendet. In der zweiten Stufe kommen konventionelle synthetische und in der dritten Stufe biologische krankheitsmodifizierende Antirheumatika zum Einsatz. Die gravierendste muskuloskeletale irAE ist die Myositis mit einer kardialen und/oder respiratorischen Beteiligung und/oder einer Myasthenia gravis. In der Therapie werden neben Hochdosisglukokortikoiden auch intravenöse Immunglobuline oder ein Plasmaaustausch eingesetzt.