Erschienen in:
03.12.2018 | Arthritis | Originalien
Höhere Prävalenz von depressiven und ängstlichen Symptomen bei Früharthritispatienten im Vergleich zur Normalbevölkerung
verfasst von:
D. Freier, M. Englbrecht, V. Höhne-Zimmer, J. Detert, G.-R. Burmester
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
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Ausgabe 9/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Zahlreiche Studien und Registerdaten belegen, dass die Depression, häufig verbunden mit Angststörungen, bei Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis (RA) sehr häufig zu finden ist. Inwiefern diese psychiatrischen Erkrankungen in einem sehr frühen Erkrankungsstadium bereits relevant sind, ist aktuell noch unzureichend untersucht.
Methodik
176 Patienten mit frühen Gelenkssymptomen (<1 Jahr) beantworteten in einer Früharthritissprechstunde (FRA-Sprechstunde) die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) zur Ermittlung der Prävalenz depressiver und ängstlicher Symptome. Die Ergebnisse wurden mit Daten der deutschen Allgemeinbevölkerung sowie zwischen den Diagnosegruppen verglichen.
Ergebnisse
Mit 47,7 % war die Prävalenz des globalen Distress bei FRA-Patienten fast doppelt so hoch wie bei der entsprechenden Vergleichsgruppe aus der Allgemeinbevölkerung. Dies bestätigte sich auch für depressive und ängstliche Symptome. FRA-Patienten ohne endgültigen Nachweis einer muskuloskeletal entzündlich-rheumatischen-Erkrankung (RME) zeigten nahezu die gleiche Punktprävalenz wie Patienten mit gesicherter RME. In der multiplen logistischen Regression war der Health Assessment Questionnaire (HAQ) positiv mit dem globalen Distress assoziiert (OR 3,63), während die visuelle Analogskala für die globale Krankheitsaktivität (VAS) positiv mit Symptomen der Depression assoziiert war (OR 1,03). Weibliche FRA-Patienten (OR 5,45) scheinen eine höhere Wahrscheinlichkeit für entsprechende Symptome zu haben, während Patienten über 60 Jahre weniger ängstlich als jüngere Patienten zu sein scheinen (OR 0,11).
Fazit
Die hohe Prävalenz depressiver und ängstlicher Symptome im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung ist eine Herausforderung für Rheumatologen, Orthopäden und Allgemeinärzte, v. a. hinsichtlich der Differenzierung möglicher psychosomatischer Komponenten bei nichtentzündlichen Gelenkbeschwerden. Unsere Ergebnisse legen nahe, psychische Probleme bei Rheumapatienten so früh wie möglich zu evaluieren, da diese bereits von Beginn an großen Einfluss auf das Schmerzempfinden und die körperliche Funktionalität haben können.