Erschienen in:
08.03.2024 | Autoimmunhepatitis | Schwerpunkt: Entzündliche Erkrankungen der Leber
Therapie der Autoimmunhepatitis – Erst‑, Zweit- und Drittlinientherapie
verfasst von:
PD Dr. med. Richard Taubert, Dr. med. Bastian Engel
Erschienen in:
Die Innere Medizin
|
Ausgabe 4/2024
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die Autoimmunhepatitis (AIH) ist eine seltene, meistens chronisch verlaufende autoimmune Entzündung der Leber, die sich aber auch akut bis hin zum akuten Leberversagen manifestieren kann. Sie betrifft 3‑ bis 4‑mal häufiger Frauen als Männer und kann in allen Altersgruppen diagnostiziert werden. Bei einem Drittel der Patienten besteht zum Diagnosezeitpunkt eine Leberzirrhose. Sie ist gekennzeichnet durch ein hepatitisches Entzündungsmuster, eine polyklonale Hypergammaglobulinämie des Immunglobulin G und den Nachweis von Autoantikörpern. Eine Leberbiopsie ist zur Diagnosestellung notwendig. Histopathologisch kennzeichnet sich die AIH v. a. durch ein lymphoplasmazelluläres Infiltrat in den Portalfeldern. Die AIH wird bei relevanter Krankheitsaktivität typischerweise immunsuppressiv behandelt werden. Diese immunsuppressive Therapie ist mit einer Verhinderung einer Erkrankungsprogression zur Leberzirrhose und einem besseren Überleben assoziiert. Der Therapieerfolg misst sich am Erreichen der biochemischen Remission, also einer Normalisierung der Transaminasenkonzentrationen und des Immunglobulin-G-Werts, als gutem nichtinvasiven Prädiktor einer histologischen Remission. Ein weiteres Therapieziel ist eine Symptombesserung der Patienten. Die Erstlinientherapie besteht aus einem Glukokortikoid, meistens Prednisolon bzw. bei Fehlen einer fortgeschrittenen Fibrose Budesonid, und Azathioprin. Zur Reduktion steroidspezifischer Therapienebenwirkungen soll die Erhaltungstherapie möglichst steroidfrei erfolgen. Bei unzureichendem Ansprechen auf oder Nebenwirkungen des Azathioprins erfolgt primär ein Therapieversuch mithilfe von Antimetaboliten wie 6‑Mercaptopurin oder Mycophenolat-Mofetil als Zweitlinientherapie. Für Patienten, die keine biochemische Remission durch Erst- oder Zweitlinientherapie erreichen, stehen verschiedene Medikamente als Drittlinientherapie zur Verfügung (z. B. Rituximab, Kalzineurininhibitoren oder Anti-Tumor-Nekrose-Faktor[Anti-TNF]-Antikörper). Drittlinientherapien sollten in Expertenzentren durchgeführt und im Rahmen des Europäischen Referenznetzwerks für Seltene Lebererkrankungen erfasst werden, um die aktuell spärliche Datenbasis für diese Therapien in Zukunft zu verbessern.